Pilze zu jeder Jahreszeit zurück  

Frühjahrspilze

Der aufmerksame Naturbeobachter findet Pilzfruchtkörper - zu jeder Jahreszeit. Normal erst ab Mai, im milden Winter 2007 schon Anfang April, konnte der Pilzsammler die Spitzmorchel (Morchella conica) im bachbegleitenden Auwald, in Laubwäldern mit humusreichem Boden oder sogar im eigenen Garten auf Rindenmulch finden. Die Spitzmorchel ist ein ausgezeichneter Speisepilz. Auch der Kurzstielige Weichritterling (Melanoleuca brevipes) stand zur gleichen Zeit im lichten Fichtenwald. Auch er ist essbar. - Willibald Träger -



Spitzmorchel



Kurzstieliger Weichritterling

Herbstzeit - Pilzzeit

Prachtvolle Pilze gehören zum Herbst wie das bunte Herbstlaub. Wer sich die Muße nimmt, sich näher mit ihnen zu beschäftigen, ist bald von der Formen- und Farbenfülle fasziniert. In jedem neuen Herbst kann man sie wie liebe alte Bekannte begrüßen. Manche sind sogar gute Speisepilze. Allerdings ist von zu häufigem Pilzgenuss wegen der manchmal bedenklichen Schwermetallgehalte abzuraten. Auch die Folgen der Tschernobyl-Katastrophe sind an Pilzen immer noch zu messen.

Pilze haben eine der wichtigsten Aufgaben in der Natur. Im Verein mit Bakterien und Kleinstlebewesen sorgen sie für ein geradezu perfektes Recycling aller organischen Stoffe. Alle abgefallenen Blätter im Wald, alle toten Äste, verwelkte Pflanzen werden von Pilzen wieder in Grundstoffe zerlegt, die von lebenden Pflanzen wieder aufgenommen werden können. Dank der Pilze gibt es in der Natur kein Abfallproblem. Was wir allerdings als Pilze sehen und vielleicht sammeln, sind nur die Fruchtkörper. Der wirkliche Pilz ist normalerweise nicht sichtbar. Er durchspinnt als zartes,meist weißes Gewebe den Boden oder das Holz.

Um Ihnen eine kleine Vorstellung zu geben, wie viele verschiedene Pilzarten man bei einem Gang in Schwerte finden kann, möchten wir Sie einladen, Willibald Träger bei einigen Kartiergängen durch den Wald zu begleiten.

Bürenbruch - Grävingholz, Mittwoch, 3. Oktober 2007

Das Wetter brachte dieses Jahr zwar alle Botanik- und Schmetterlingsregeln durcheinander, aber bei den Pilzen gelang es ihm anscheinend nicht. 12 AGON-Mitglieder trafen sich daher am 3. Oktober 2007, dem Tag der deutschen Einheit, zu einer Pilzexkursion in das Grävingholz. Natürlich wurde nicht nur gelernt, sondern auch gesammelt. Erdstern, Fliegenpilz und Knollenblätterpilz blieben selbstverständlich stehen, aber Willibald Träger zeigte uns viele Arten, die wir bis dahin nicht benennen konnten. So lernten wir die Geweihförmige Holzkeule ebenso kennen wie den Nebelgrauen Trichterling. Baumpilze, die eigentlich tote Stämme zersetzen, wurden zu hoch begehrten Fotoobjekten, genauso wie die vielgestaltige Herbstlorchel. Was uns immer wieder faszinierte, war allerdings der Gedanke, dass die Pilze eigentlich im Erdboden oder im Holz leben und nur ihre Fruchtkörper an die Oberfläche bringen, damit sie ihre Sporen verteilen können und sich auf diese Weise weiter verbreiten. Schade, dass der Vormittag so schnell zu Ende ging.
Renate Neuhaus

Becherling, Fleischrt.Gallert- Ascocoryne sarcoides Reizker, Fichten - Lactarius deterrimus
Dickfuß, Lila Cortinarius traganus Risspilz, Kegeliger Inocybe rimosa
Drüsling, Warziger Exidia glandulosa Ritterling, Schwefel- Tricholoma sulphureum
Erdstern, Gewimperter Geastrum sessile Ritterling, Violetter Rötel- Lepista nuda
Fälbling, Rettich- Hebeloma sinapizans Röhrling, Brauner Filz- Xerocomus spadiceus
Fälbling, Tonblasser Hebeloma crustuliniforme Röhrling, Maronen- Xerocomus badius
Flämmling, Geflecktblättriger Gymnopilus penetrans Rübling, Fichtenzapfen- Strobilurus esculentus
Fliegenpilz Amanita muscaria Rübling, Grubiger Schleim- Oudemansiella radicata
Gallertköpfchen, Grüngelbes Leotia lubrica Schichtpilz, Striegeliger Stereum hirsutum
Hallimasch Armillaria mellea Schirmling, Spitzschupp. Stachel- Echinoderma echinacea
Helmling, Rettich- Mycena pura Schwefelkopf, Grünblättriger Hypholoma fasciculare
Holzkeule, Geweihförmige- Xylaria hypoxylon Stinkmorchel Phallus impudicus
Hörnling, Klebriger Calocera viscosa Stockschwämmchen Kuehneromyces mutabilis
Hörnling, Laubholz- Calocera cornea Täubling, Dickblättriger Schwärz- Russula nigricans
Keulchen, Linsenfaden- Typhula phacorrhiza Täubling, Frauen- Russula cyanoxantha
Knollenblätterpilz, Gelber Amanita citrina Täubling, Harter Zinnober- Russula lepida
Kohlenbeere Hypoxylon fragiforme Täubling, Netzflockiger Rosa- Russula aurora
Koralle, Kamm- Clavulina cristata Täubling, Ocker- Russula ochroleuca
Krause Glucke Sparassis crispa Tintling, Schopf- Coprinus comatus
Lacktrichterling, Violetter Laccaria amenthistea Tramete, Buckel- Trametes gibbosa
Lorchel, Herbst- Helvella crispa Tramete, Schmetterlings- Trametes versicolor
Porling, Birken- Piptoporus betulinus Träuschling, Grünspan- Stropharia aeruginosa
Porling, Bitterer Saft- Tyromyces stipticus Trichterling, Nebelgrauer
Clitocybe nebularis
Porling, Flacher Lack- Ganoderma applanatum Trichterling, Ockerbrauner Clitocybe gibba
    Wulstling, Grauer Amanita spissa

Grünspan-Träuschling (Foto: AGON/Ackermann)
Grünspan-Träuschling

Über das Ohl bei Villigst

Am Donnerstag, den 31.10.02, um 9:30 Uhr machen wir uns auf den Weg. Es ist kühl, 9°C; um 11:30 Uhr möchten wir wieder zurück sein. Was wir finden, notieren wir:

Sparriger Schüppling - Gifthäubling - Grünblättriger Schwefelkopf - Amethystblauer Lacktrichterling - Geweihförmige Holzkeule - Ockerbrauner Trichterling - Flaschenbovist - Rotfußröhrling - Birnenstäubling - Rettichhelmling - Stockschwämmchen - Butterrübling - Hallimasch - Geflecktblättriger Flämmling - Fleischbräunlicher Helmling - Kleinporiger Mehltrichterling - Graubrauner Schneckling - Zitronentäubling - Süßlicher Milchling - Ziegelroter Schwefelkopf - Zinnoberroter Pustelpilz - Nebelgrauer Trichterling - Glimmertintling - Stinkmorchel - Eichenwirrling - Fliegenpilz - Spaltblättling - Struppiger Risspilz - Gelber Knollenblätterpilz - Striegeliger Schichtpilz - Kartoffelbovist - Grubiger Schleimrübling - Violettstieliger Rötelritterling - Gemeiner Weichritterling - Buckeltramete.

 

 

Von Ergste-Wietloh über Herlingsen und Spiek zum Semberg

Am Dienstag, den 5.11.02 ist es ungemütlich. Wir starten bei 7°C um 8:30 Uhr bei dunstig verhangener Landschaft und Nieselregen. Wir haben Zeit bis 11:00 Uhr. Diesmal finden wir nicht ganz so viele Arten:

Herbstlorchel - Fichtenreizker - Stachelbeertäubling - Keulenfüßiger Trichterling (ein "Hexenring") - Gefleckter Rübling (wieder ein "Hexenring") - Geflecktblättriger Flämmling - Grünspanträuschling - Dickblättriger Schwarztäubling - Flaschenbovist - Weißer Rasling - Butterrübling - Nadelschwindling - Nebelgrauer Trichterling - Rehbrauner Dachpilz - Lilastieliger Rötelritterling - Mäuseschwanzrübling - Hallimasch - Birnenstäubling - Rötender Schirmpilz - Geweihförmige Holzkeule - Zunderschwamm - Grünblättriger Schwefelkopf - Ockerbrauner Trichterling - Gelber Knollenblätterpilz.

W. Träger

Krause Glucke (Foto: AGON/Träger)
Krause Glucke, selten - aber ein wertvoller Speisepilz
Pfefferröhrling (Foto: AGON/Träger)
Pfefferröhrling. Vorsicht, ein Pilz kann ein ganzes Gericht verderben.

   
Rotrandiger Porling    
Maronenröhrling Düsterer Röhrling Gewimperter Erdstern
Rostbrauner Schirmling Kiefernbraunporling Fliegenpilz
Rötender Schirmling Riesenbovist Goldmistpilz

Pilze des Jahres

Seit 1994 präsentiert die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) den Pilz des Jahres. Die Gesellschaft möchte mit der Wahl des ‚Pilz des Jahres‘ nicht nur einer bestimmten Art gleichsam ein Denkmal setzen, sondern will zeigen, wie wichtig gerade die Pilze im Ökosystem sind und welch grundlegende Bedeutung der Erforschung der Pilze, der Mykologie, für den Menschen zukommt. Eine Art steht stellvertretend für hunderttausende Arten, die oft weniger ins Auge fallen als gerade der erwählte Pilz, aber die vielleicht einmal entscheidend für unsere Zukunft sein werden.

Ausführliche Informationen und Bildnachweis unter: http://www.dgfm-ev.de/pilz-des-jahres/


Pilz des Jahres 2024: Schopftintling (Coprinus comatus (O.F. Müll.) Pers. 1797)

Der ausgezeichnete Speisepilz ist leicht an seiner Größe und dem weissen, walzenförmigen Hut mit den großen abstehenden Schuppem erkennbar. Mit zunehmender Reife wird der Hut von unten her schwarz und die löst sich in schwarzen Tropfen auf. Diese dienten früher als Tinte. Ähnlich groß wird auch der Spechttintling, mit eher dunkler Hutoberfläche und auch jung nicht rein weißem Fleisch.

Der auch als "Spargelpilz" bezeichnete Pilz wirkt zudem fördend auf das Immunsystem ein. Er wâchst insbesondere auf nährstoffreichen Standorten wie Wegrändern und ernährt sich dort von Pflanzenresten aber auch Fadenwürmern im Boden.

 


(Bild: DGfM, Gerhard Schuster)

   

Pilz des Jahres 2023: Sumpf-Haubenpilz (Mitrula paludosa Fr. 1816)

Die kleinen, keuligen Fruchtkörper mit dem leuchtenden, dottergelben Kopfteil und dem weißen, fast transparenten Stiel sind nicht größer als als 2–4 cm. Sie sind nicht gelatinös, sondern brüchig. Die Sporen werden in Schläuchen (Asci) an der Oberfläche des Kopfes gebildet und sorgen für die Verbreitung des Pilzes. .

Der Sumpf-Haubenpilz ist ein kleiner Schlauchpilz (Ascomycet), der am Rande sauberer Gewässern gefunden werden kann. Lediglich die Fruchtkörper wachsen aus dem Wasser heraus. Er gehört zur formenreichen Gruppe der erdzungenartigen Pilze und zeichnet sich besonders durch seine ökologische Spezialisierung aus. Seine Lebensräume sind pfützenreiche Sümpfe und sumpfige Stellen schwach fließender Bäche und Quellgebiete. Er ist in NRW bislang nur selten nachgewisen worden

 


(Bild: DGfM, Peter Karasch)

   

Pilz des Jahres 2022:Fliegenpilz (Amanita muscaria (L.) Lam. 178)

Dieser wohl bekannteste Pilz ist weit verbreitet. Er geht eine Wurzelsymbiose (Ektomykorrhiza) mit den meisten unserer Gehölze ein denen er Wasser und Nährstoffe liefert und erhält im Gegenzug vom Baum Zucker, die dieser in seinen Blättern produziert hat. Mit seiner dunkelroten Huthaut mit den weißen Flocken und dem weißen Stiel ist er kaum zu verwechseln

Der Fliegenpilz gehört in die Verwandtschaft der Knollenblätterpilze und enthält zahlreiche Giftstoffe. In einigen Kulturen wurde er als Rauschmittel verwendet. Die Konzentration seiner Inhaltsstoffe kann sich jedoch regional sehr unterscheiden.


(Bild: AGON, Jens Wöllecke)

   

Pilz des Jahres 2021: Grünling (Tricholoma equestre (L.) P. Kumm. 1871)

Die Charakterart sandiger Kiefernwälder galt bis kurz nach der Jahrtausendwende als ergiebiger, schmackhafter Speisepilz. Dann wurden nach Verzehr des Pilzes schwere Fälle von Muskelzersetzung bekannt, die teils tödlich endeten. Inzwischen sind die Bestände in vielen Teilen Deutschlands rückläufig, sodass sich der Grünling als Marktpilz kaum noch lohnen würde.

Die Fruchtkörper erscheinen von August bis November in sandigen, oft flechtenreichen Kiefernwäldern. Die Art steht für viele Mykorrhizapilze, deren nährstoffarme Biotope durch intensive Landnutzung gefährdet sind, vor allem durch starke Stickstoff- und Phosphorüberdüngung aus Landwirtschaft, Verkehr und Industrie. Der Grünling zählt laut Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) zu den besonders geschützten Arten. Demnach ist es in Deutschland verboten, den Pilz der Natur zu entnehmen oder ihn bzw. seine Standorte zu beschädigen oder zu zerstören.

 


(Bild: DGfM, Karl Wehr)

   

Pilz des Jahres 2020: Gewöhnliche Stinkmorchel (Phallus impudicus Linnaeus 1753)

Die Gewöhnliche Stinkmorchel (Phallus impudicus) wächst aus einem eiförmigen bis kugeligen Hexenei. Bei Reife beginnt sie nach Aas zu stinken, was u. a. Insekten anlockt. Die zuckerhaltige Sporenmasse an der Spitze verflüssigt sich und wird vor allem von Fliegen verspeist. Raffiniert: Die kleinen Tiere verteilen die Sporen des Pilzes durch ihre Ausscheidungen in der Umgebung.

In unseren Breiten gibt es nur wenige Pilze, die man riecht, bevor man sie sieht. Neben dem Aasgeruch der Stinkmorchel sind insbesondere die einem männlichen Begattungsorgan ähnelnden Fruchtkörper auffällig. Das Aussehen hat ihr schon früh etwas Anrüchiges anhaften lassen.? Die Gewöhnliche Stinkmorchel steht beispielhaft für die gegenseitigen Abhängigkeiten aller Lebewesen.


(Bild: DGfM, Andreas Kunze)

   

Pilz des Jahres 2019: Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)

Die meisten tödlichen Pilzvergiftungen in Mitteleuropa gehen auf den Grünen Knollenblätterpilz zurück. Schon der Verzehr von 50 Gramm eines Pilzfruchtkörpers kann tödlich enden. Denn die darin enthaltenen lebergiftigen Amatoxine verursachen ohne medizinische Versorgung ein mehrfaches Organversagen.

Erst 2015 gab es in Deutschland mehr als ein Dutzend schwerer Vergiftungsfälle. Deshalb wird seit mehr als 100 Jahren in der Pilzberatung davor gewarnt, unbekannte bzw. nicht sicher als essbar bekannte Wildpilze zu essen. Schon bei geringsten Zweifeln sollte man auf die Mahlzeit verzichten.

Der Mykorrhizapilz erscheinen zwischen Juli und Oktober, insbesondere in trockenen und warmen Sommern nach ergiebigen Regenfällen.

 


(Bild: DGfM, Andreas Kunze)

   

Pilz des Jahres 2018: Wiesen-Champignon (Agaricus campestris)

Der weit verbreitete Wiesen-Pilz verliert durch die intensive Grünlandnutzung mit immensen Stickstoffüberschüssen viele seiner Lebensräume. Er ist ein sehr beliebter Speisepilz und einer von mehr als 60 Champignon-Arten in Deutschland. Alle Arten ernähren sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial. Der jung fast kugelige Hut schirmt bis zu 12 cm auf. Die jung rosa Lamellen färben sich bei Reife durch die braunen Sporen schokobraun. Der Stiel trägt einen flüchtigen, hängenden Ring.

 


(Bild: DGfM, Andreas Kunze)

   

Pilz des Jahres 2017: Judasohr(Auricularia auricula-judae )

Der Speisepilz kann mehrfach komplett austrocknen und wieder aufquellen. Er wächst meist an älteren Stämmen des Schwarzen Holunders das ganze Jahr hindurch.
Die glatte, glänzende, oft von erhabenen Leisten durchzogene Innenseite trägt die Fruchtschicht, das Hymenium. Hier entstehen die Sporen. Da der Pilz an den Stämmen und Ästen der Laubbäume nur unregelmäßig Wasser bekommt, hat er eine ungewöhnliche Strategie entwickelt: Bei Trockenheit schrumpft der Pilz zusammen. Wenn es regnet, quillt er wieder vollständig auf. Die nahverwandte Art Auricularia polytricha wird als Mu-Err in asiatischen Essen verwendet

 

 

Das Judasohr besiedelt vor allem Schwarzen Holunder. Die elastischen Fruchtkörper erinnern an Ohrmuscheln.
( Bild: DGfM, Dr. W. Prüfert)


Pilz des Jahres 2016: Lilastieliger Rötelritterling (Lepista personata)

Für den Erhalt dieses Pilzes hat Deutschland eine besondere Verantwortung, da hier sein Verbreitungszentrum liegt. Er ist ein attraktiver Wiesenpilz, kommt in Europa
und Nordamerika vor, ist jedoch durch die Grünlandintensivierung bedroht. Die Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung ist zum Scheitern verurteilt, wenn hier keine wirksamen Maßnahmen erfolgen.

Durch Farbe und Standort ist die Art gut gekennzeichnet. Verwechselungen wären denkbar
mit L. nuda , einer Art die in allen Teilen violett gefärbt und an Wald gebunden ist. Da alle Vertreter der Gattung allergische Reaktionen verursachen können, ist vom Verzehr der Pilze abzuraten.


Pilz des Jahres 2015: Becherkoralle (Artomyces pyxidatus)


Bild Dem Totholzbewohner (vorzugsweise an Kiefer) wird durch die intensivierte Holzwirtschaft und verstärkte Tot-holznutzung (Biomassekraftwerke) die Lebensgrundlage entzogen. Als wärmeliebende Art profitiert sie vom Klimawandel und findet sich primär in Stromtälern an wärmebegünstigten Stellen. Als einzige Pilzart mit koralloidem Wachstum (vgl. Clavaria, Ramaria ), die derartige Becher im oberen Teil ihrer „Äste“ ausbildet ist sie kaum zu verwechseln. Solche Strukturen sind ansonsten nur von flechtenbildenenden Pilzen ( Cladonia ) bekannt. Als Vertreter der Auriscalpiaceae wird sie den Täublingsverwandten zugeordnet.


Foto: D.Smith/Wikipedia


Pilz des Jahres 2014: Tiegelteuerling (Crucibulum laeve)

Mit dem Pilz soll auf die allgemeine Bedeutung der kleinen saprobionten Pilze für die Stoffkreisläufe hingewiesen werden. Die namensgebende Form erinnert an einen Tiegel gefüllt mit Geldstücken, den Peridiolen, die die Sporen enthalten. Die Engländer nennen sie Vogelnestpilze. Diese Peridiolen werden von Vögeln und Kleinsäugern gefressen und verbreitet, was so erfolgreich ist, dass die Pilze weltweit verbreitet sind. Peridiolen kommen nur bei Crucibulum , Cyathus, Mycocalia und Nidularia - Arten innerhalb der Gruppe der Bauchpilze vor.


Pilz des Jahres 2013: Braungrüner Zärtling (Entoloma incanum)

Es soll auf die große Artenvielfalt der Rötlinge und deren Bedeutung für die Biodiversität hingewiesen werden. Viele Rötlinge sind typische Bewohner von Halbtrockenrasen und Mooren, die durch Überdüngung stark gefährdet sind. Auffallend ist der leuchtend hellgrüne Stiel, der an Druckstellen oder bei Verletzung innerhalb kurzer Zeit blaugrün verfärbt. Neben seinen prächtigen Farben hat er auch einen sehr markanten Geruch nach verbranntem Horn. Der Pilz ist eine Zeigerart für kalkhaltige und nährstoffarme Böden, wie Magerwiesen, die in unserer überdüngten Landschaft leider stark gefährdet sind.


Pilz des Jahres 2012: Grauer Leistling (Cantharellus cinereus)

Der Graue Leistling wurde gewählt um auch auf nahe verwandte Arten des weitbekannten Pfifferlings aufmerksam zu machen. Alle Pfifferlingsarten sind sog. Mykorrhizapilze und besonders geschützt. Er ist nicht selten unter Rotbuchen in jedem Bundesland zu finden. Mit seinem trichterförmigen Hut, den grauen Leisten auf der Hutunterseite und dem braunen Stiel ähnelt er dem Trompeten-Pfifferling.

Pilz des Jahres 2011: Roter Gitterling (Clathrus ruber)

Der Rote Gitterling kann in jedem Bundesland gefunden werden, ist allerdings selten und wurde gewählt, um mehr Informationen über seine Verbreitung zu erhalten. Er siedelt im Sommer auf Friedhöfen und in Gärten. Im Mittelmeergebiet ist er häufiger. Mehrjährige Vorkommen können auch wieder erlöschen. Seine fleischrote Gitterkugel ist nicht zu übersehen und schiebt sich etwa Tennisball groß aus dem Hexenei. Ihr entströmt nach ihrer Entfaltung ein aasartiger Geruch, der Fliegen anlockt, was Fliegen anlockt. Auf der Innenseite befindet sich die grünliche Sporenmasse, die durch die Fliegen aufgesaugt wird. Durch diese Endozoochorie werden die Pilzsporen transportiert und an anderer Stelle wieder ausgeschieden wo sie dann keimen.

Pilz des Jahres 2010: Blaugestielter Schleimkopf (Cortinarius praestans)

Der Blaugestielte Schleimkopf wurde ausgewählt als Vertreter seltener Mykorrhizapilze, die durch die stark zunehmende Industrialisierung der Forstwirtschaft langfristig keine Überlebenschancen mehr haben. Mit über 20 cm Hutbreite ist die Schleiereule die größte Art der mit weit über 700 Arten vertretenen Gattung der Schleierlinge. In Deutschland gilt die wärmeliebende und in naturnahen, oft feuchten und krautreichen Laubwäldern auf kalkhaltigen Böden wachsende Art, die auch Hexenringe bilden kann, als selten. Durch den stark zunehmenden Einsatz schwerer Maschinen bei der Holzernte werden die empfindlichen Waldböden und damit der Lebensraum dieser Pilze nachhaltig gestört.

Pilz des Jahres 2009: Blauer Rindenpilz (Pulcherricium caeruleum)

Der Blaue Rindenpilz ist in Deutschland eine seltene Art. Man kann ihn aber wegen seiner schönen indigofarbenen Fruchtkörper kaum übersehen. Er wächst vor allem an den Unterseiten der Äste von totem Laubholz. Der Pilz liebt die Wärme. Es wird also wohl noch einige Zeit dauern, bis die allgemeine Klimaerwärmung im hier bei uns ein Auskommen ermöglicht. In Süddeutschland gibt es Vorkommen.

Pilz des Jahres 2008: Bronze-Röhrling (Boletus aereus)

Die „Deutsche Gesellschaft für Mykologie“ hat den Bronze-Röhrling (Boletus aereus) zum „Pilz des Jahres 2008“ gewählt. Der Hut kann bis 30 cm groß werden und ist dunkel- oder sepiabraun bis fast schwarz und matt. Daher wird er auch als "Schwarzer Steinpilz" bezeichnet. Die Poren sind klein, gedrängt und auch im Alter cremefarben bis grünlich verfärbend. Der Stiel ist kräftig, meist kurz und dick und von oben bis unten von einem gleichfarbenen braunen Netz überzogen. Er wächst unter Laubbäumen vor allem Eichen und Edelkastanien in klimatisch begünstigten Gegenden - also leider nicht bei uns in Schwerte.
W. Träger

 


Pilz des Jahres 2006 - Ästiger Stachelbart

Die „Deutsche Gesellschaft für Mykologie“ hat den Ästigen Stachelbart (Hericium coralloides) zum „Pilz des Jahres 2006“ gewählt, um auf eine gefährdete Pilzart hinzuweisen, deren Lebensraum wir schützen sollten. Er ist heute schon ökologisch wichtig, kann morgen für uns Menschen medizinisch von Nutzen sein und ist und bleibt einfach ein schöner Pilz. Sein Lebensraum sind in Europa alte Buchenwälder auf nicht zu trockenen Böden. Hier lebt er saprotroph auf totem Buchenholz.
W. Träger

Foto: G. Schmidt-Stohn


Pilz des Jahres 2005: Der Wetterstern

Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat den Wetterstern (Astraeus hygrometricus) als Pilz des Jahres 2005 genannt. Als Mykorrhizapilz lebt der eigentümliche Pilz in Symbiose mit den Wurzeln diverser Kiefernarten auf trockeneren, meist sandigen oder aus Granitgruss aufgebauten, bodensauren Standorten. Der Wetterstern wächst zunächst als unterirdische Kugel mit einer zweischichtigen Hülle heran, die sich – kaum aus dem Boden lugend – in eine äußere und eine innere Schicht aufspaltet. Das sternförmige Aufreißen reifer Fruchtkörper wird von der Luftfeuchtigkeit gesteuert. Trotz der Ähnlichkeit mit den Erdsternen ist der Wetterstern nicht mit ihnen verwandt, sondern gehört in die Großfamilie der Röhrlinge. Seine frühere Bedeutung als „Wetterprophet“ hat Astraeus hygrometricus freilich längst verloren . Im Zeitalter der Satellitenprognosen erinnert daran nur noch der deutsche Name Wetterstern . In Schwerte wurde er bisher noch nicht gefunden.
W. Träger