Greifvögel zurück  

Programm für die nächste Greifvogeltagung 2013
am So, 17.11.2013, 10 Uhr im Naturfreundehaus Ebberg

1. Vorstellung der Ergebnisse 2013 (45 min bis 11 Uhr)

2. Rot- und Schwarzmilankartierung in NRW 2011/12 – Endauswertung (30 min)

3. Aktuelle Probleme des Greifvogelschutzes in Nordrhein-Westfalen (Peter Herkenrath - Leiter Vogelschutzwarte im LANUV) (30 min)

Mittag 12.30 Uhr -14.00 Uhr. Die Bewirtung übernimmt das Naturfreundehaus Ebberg. Zur Auswahl stehen die Gerichte
Geschnetzeltes/Spätzle, Grünkohl/Bratkartoffeln/Mettwurst und Gemüseauflauf für jeweils 8,00 €.

4. 25 Jahre Bussarde, von der Feldarbeit zum Kandidatengen (Prof. Dr. Oliver Krüger, Verhaltensökologie- Universität Bielefeld) (40 min)

5. Das Vogelschutzgebiet Hellwegbörde und seine besondere Bedeutung für rastende Rotmilane (Dr. Ralf Joest - Biologische Station Soest & Jens Brune) (40 min)

6. Angefragt: Zum Wespenbussardprojekt in den Niederlanden (Jan van Diermen)

Die Aufzählung muss nicht unbedingt der wirklichen Reihenfolge der Vorträge entsprechen.
Das Ende der Veranstaltung liegt gegen 16.30 Uhr.


Das Greifvogeljahr 2011 im Überblick (TK 4511)

Der Habichtbestand zeigt eine leichte Erholung, ist aber gegenüber anderen Probeflächen noch immer weit im Rückstand. Der Sperber wurde wieder nur im nördlichen Bereich der Fläche mit einigen wenigen Paaren angetroffen. Bei den Mäusebussard-Bruten gab es einen gewaltigen Einbruch um 45% gegenüber dem Vorjahr, der offenbar zumindest anteilig auf einen Mangel an Mäusen zurückzuführen ist. Leider blieb es auch in diesem Jahr wieder bei nur einem Rotmilan-Paar, das nur einen Jungvogel zum Ausfliegen brachte. Außerdem wurde eine Baumfalken-Brut mit unbekannter Jungenzahl festgestellt.


Greifvogeltagung 2009 der NWO Arbeitsgruppe Greifvögel

Mäusebussard sonnt sichAm Sonntag, 8. November, trafen sich Greifvogelexperten aus ganz Nordrhein-Westfalen bei der AGON im Naturfreundehaus in der Waldstraße. Die Tagung zog diesmal einen erfreulich großen Kreis von Mitarbeitern an, darunter auch mehrere neue, junge Leute.

Auf besonderes Interesse stieß der Vortrag des ehemaligen Leiters der Vogelschutzwarte NRW, Dr. Theodor Mebs, über seine Tätigkeit in der Dienststelle und als Leiter der 1971 neu gegründeten, ehrenamtlich arbeitenden Arbeitsgruppe Greifvögel bei der Westfälischen Ornithologen-Gesellschaft und der Gesellschaft Rheinischer Ornithologen. Anlass der Gründung war damals der Vorstoß der Jägerschaft bei der Landesregierung zur Aufhebung der ganzjährigen Schonzeit einiger Greifvogelarten. Dazu hatten die Jäger Zahlen über angeblich überhöhte Bestände vorgelegt. In mehreren gemeinsamen Revierbegehungen von Jägern und Ornithologen konnten die Angaben richtig gestellt werden. Es blieb bei der ganzjährigen Schonzeit.

Jens Brune, im Vorjahr neu gewählter Leiter der Arbeitsgruppe stellte die Ergebnisse dieses Jahres vor. Insgesamt wurden 2009 rund 7800 Quadratkilometer Fläche in NRW untersucht, wobei von den einzelnen Bearbeitern unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt wurden. Nur auf wenigen Flächen wurden wie bei uns in Schwerte alle Greifvogelarten berücksichtigt. Dieter Ackermann von der AGON: „In Schwerte litten die auf Mäuse angewiesenen Arten wie Mäusebussard und Turmfalke unter Nahrungsmangel. Entsprechend bescheiden fiel der Bruterfolg aus, obwohl das Frühjahr recht gute Wetterbedingungen bot. Verluste bei den Brutvögeln durch den langen harten Winter aber auch die typischen Bestandsschwankungen bei Kleinnagern haben hier sicher eine Rolle gespielt.“

Im weiteren Vortragsprogramm stellte Christoph Grüneberg die Erfassungsmethode von Wespenbussarden in der münsterländischen Davert vor. Gerard Muskens konnte zu den Im Vorjahr von Jan van Diermen gezeigten Ergebnissen über telemetrische Untersuchungen an Wespenbussarden neue Ergebnisse über die Reviernutzung der mit Sendern bestückten Vögel auf Luftbildern zeigen. Jens Brune stellte die aktuelle Verteilung des Rotmilans in Europa vor und berichtete über zum Teil gelungene Wiederansiedlungen in England, Schottland, Irland, in der Toskana und auf den Balearen. Eine Untersuchung zur Winternahrung dieser Zugvögel im Winterquartier ergab, dass Nager (10%) und Vögel (3%) nur einen geringen Anteil ausmachen im Gegensatz zu Würmern (40%) und Insekten (45%). Ralf Joest gab einen Einblick in den Wiesenweihenschutz in der Hellwegbörde, und zum Schluss ging es Im Vortrag von Jens Brune um die Zuordnung von gefundenen Mauserfedern in den Bruthabitaten der Greife.

Schade nur, dass bei dem spannenden Programm zu wenig Zeit blieb für das packende Schauspiel ziehender Kraniche über Schwerte. Das sonnige Herbstwetter hatte eine regelrechte Kranichlawine ausgelöst.

Sperberbuch erschienen

ISBN: 978-3-8370-3271-0
Verlag: Books on Demand - Norderstedt
Preis: 30 Euro
334 Seiten, 89 Abbildungen, 74 Tabellen, 56 Farbfotos und 14 Zeichnungen von B. Pöppelmann

Das Ergebnis langjähriger ehrenamtlicher Feldarbeit und Erhebung ist nun als Gemeinschaftswerk der “Interessengemeinschaft Sperber (IGS)” gedruckt und im Handel erschienen.

Aus dem Klappentext:

“Die Interessengemeinschaft Sperber (IGS) ist ein loser Zusammenschluss von Vogelkundlern, die sich intensiver mit dem Sperber beschäftigt haben oder dies noch heute tun. Einige grundlegende Ergebnisse ihrer Untersuchungen werden hier vorgestellt. Behandelt werden 15 verschiedene Gebiete in Deutschland. Fünf davon befinden sich in Nordrhein-Westfalen, drei Flächen in Hessen, zwei in Sachsen und je eine Fläche in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Die Gebietsgrößen schwanken zwischen 100 und 750 km² und decken unterschiedlichste Landschaftsräume ab. Die Palette reicht von waldreichen Mittelgebirgslandschaften mit wenig Siedlungsanteilen, etwa im Westerwald oder im Harz, bis hin zu Stadtlandschaften mit eingestreuten Gehölzbeständen in Teilen des dicht besiedelten Ruhrgebietes (Bochum). Alle 15 Gebiete wurden mindestens fünf Jahre lang ganz oder in Teilen bearbeitet, davon sieben Gebiete zwischen 5 und 10 Jahren, drei Gebiete zwischen 11 und 18 Jahren und fünf Gebiete zwischen 21 und 30 Jahren.

Von IGS-Mitarbeitern konnte ein umfangreiches Datenmaterial zusammengetragen werden, das Aussagen zur Bestandsentwicklung über einen Zeitraum von ca. dreißig Jahren, zum Bruterfolg, zur Fortpflanzungsleistung und zu weiteren Aspekten aus der Biologie des Sperbers erlaubt. Zugrunde liegen Daten von annähernd 4850 festgestellten Sperberbruten. Von 4700 Bruten ließ sich der Bruterfolg und von 2700 Bruten die Jungenzahl ermitteln.

Die Gebietskapitel werden ergänzt durch allgemeine Themen, etwa zu de Bestandsverhältnissen des Sperbers in Deutschland (Stand 2000-2005) oder zur Alters- und Individualerkennung an Hand von Mauserfedern. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der Nahrungsbiologie, wobei u. a. die mehr als 50.000 von IGS-Mitarbeitern gefundenen Rupfungen den ca. 59.000 Rupfungen gegenübergestellt werden, die O. Uttendörfer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammengetragen hat.

Jedem, der sich für Greifvögel interessiert, sei dieses Buch wärmstens empfohlen.”


NWO Arbeitsgruppe Greifvögel im November 2008 in Schwerte

Am Sonntag trafen sich Greifvogelexperten aus ganz Nordrhein-Westfalen und zum Teil aus Holland bei der AGON im Naturfreundehaus in der Waldstraße. Die Tagung stand vor allem im Zeichen des Wespenbussards.

Dieter Ackermann, Leiter der AGON: „Dieser Nahrungsspezialist hat in Schwerte zwischen 1990 und 2002 insgesamt nur dreizehnmal mit Erfolg gebrütet. Seitdem wurden zwar noch einzelne Vögel beobachtet, eine Brut konnte aber nicht mehr nachgewiesen werden. Umso schlimmer sind Nachrichten, dass auf Malta Wespenbussarde und im großen Stil Rohrweihen abgeschossen werden.“ Mehr noch: Heiko Seyer, der an einem Vogelcamp auf Malta aktiv teilgenommen hat, berichtete in seinem Vortrag, dass dort auf alles, was fliegt, geschossen wird. Selbst Schreiadler, von denen es in Deutschland nur noch etwa 100 Brutpaare gibt, werden auf Malta getötet. Seyer: „Damit werden teure und aufwändige deutsche Schutzmaßnahmen fragwürdig. 13000 schwer bewaffnete Jäger und Vogelfänger haben den Großteil der Landschaft mit Tarnhütten und Fangplätzen regelrecht zugepflastert. Ganze 26 Polizisten sollen das Illegale Treiben unterbinden. Sie sind schlicht überfordert“.

Hermann Knüwer hat den Greifvogelzug im südschwedischen Falsterbo nicht nur beobachtet sondern auch so gut fotografisch dokumentiert, dass er in seiner von hervorragenden Flugbildern gestützten Präsentation das besondere Mauserverhalten des Wespenbussards nachweisen konnte. Auf der Falsterbo-Halbinsel konzentriert sich der Vogelzug vor dem Weiterflug nach Dänemark.

Neue Erkenntnisse zur Raumnutzung und zum Nahrungserwerb des Wespenbussards wurden im niederländischen Gelderland von einer Ornithologengruppe erarbeitet. Dabei wurden Wespenbussarde gefangen und mit winzigen Sendern versehen, die einmal über satellitengestütztes GPS und zusätzlich über Peilantennen unter laufender Beobachtung standen. Jan van Diermen konnte die Flugbewegungen zweier benachbarter Brutvögel auf Luftbildern deutlich machen und darüber hinaus für die Teilnehmer nie gesehene Filme über das Ausgraben der Wespenwaben, gefilmt von einer versteckten Kamera, zeigen.

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass das nächste Treffen wieder in Schwerte stattfinden soll.

Dieter Ackermann, 09.11.2008

NWO Arbeitsgruppe Greifvögel tagte im November 2006 in Schwerte

Junge MäusebussardeDie seit 35 Jahren bestehende Arbeitsgruppe besteht zur Zeit aus 31 Kartiergruppen (wie die AGON) und Einzelmitarbeitern. Insgesamt wurden 53 MTB- oder gleich große Flächen (je ca. 128 km²) vollständig oder teilweise bearbeitet.

Das Jahr 2006 war geprägt durch die lang anhaltende Winterkälte, den nassen und zu kalten Mai sowie den Mangel an Mäusen. Letzterer Umstand traf vor allem den Mäusebussard und die hier nicht erfassten Arten Turmfalke, Schleiereule und Steinkauz. Bei den folgenden Angaben gelten die Klammerwerte für das MTB 4511 Schwerte.

Habicht: Die Anzahl der erfolgreichen Brutpaare ging gegenüber dem Vorjahr um 54% (46%) zurück. Bei einem Bruterfolg von fast 70% (86%) flogen im Durchschnitt 2,06 (1,67) Junge pro erfolgreicher Brut aus.

Sperber: Die Anzahl der erfolgreichen Brutpaare ging gegenüber dem Vorjahr um 7% (29%) zurück. Bei einem Bruterfolg von 77% (62,5%) flogen im Durchschnitt 3,1 (2,2) Junge pro erfolgreicher Brut aus.

Mäusebussard: Er musste die stärksten Einbußen hinnehmen. Die Anzahl der erfolgreichen Brutpaare ging gegenüber dem Vorjahr um 69% (47%) zurück. Bei einem Bruterfolg von 74% (100%) flogen im Durchschnitt 1,36 (1,33) Junge pro erfolgreicher Brut aus.

Rotmilan: Die Anzahl der erfolgreichen Brutpaare ging gegenüber dem Vorjahr um fast 25% (33%) zurück. Bei einem Bruterfolg von 69% (100%) flogen im Durchschnitt 1,64 (1,5) Junge pro erfolgreicher Brut aus.

Wespenbussard: Die Anzahl der erfolgreichen Brutpaare ging gegenüber dem Vorjahr um 20% zurück. In Schwerte gab es wie in den letzten Jahren wieder keine Brut. Bei einem Bruterfolg von 75% flogen im Durchschnitt 1,5 Junge pro erfolgreicher Brut aus.

Baumfalke: Die Anzahl der erfolgreichen Brutpaare ging gegenüber dem Vorjahr um 33% zurück. In Schwerte gab es nur eine Brut mit einem Jungvogel. Bei einem Bruterfolg von 83% flogen im Durchschnitt 1,9 Junge pro erfolgreicher Brut aus.

Dr. Th. Mebs stellte sein neues Buch "Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens" vor, Dr. Oliver Krüger referierte über die Evolution von Lebenslaufstrategien, Hubertus Illner berichtete über die Wiesenweihen der Börde und Martin Lindner über Uhu und Wanderfalke im Hochsauerlandkreis. Schließlich zeigte Hermann Knüwer begeisternd schöne Fotos vom Greifvogelzug über Falsterbo in Südschweden.

Dieter Ackermann, 05.01.07


NWO Arbeitsgruppe Greifvögel - Nov. 2005

Im November trafen sich die Greifvogelexperten aus ganz Nordrhein-Westfalen und zum Teil aus Holland bei der AGON. Anlass war die Auswertung der NRW-weiten Ergebnisse der diesjährigen Greifvogelkartierung. Wegen der besonderen Brisanz des Themas illegale Greifvogelverfolgung war auch Jürgen Hintzmann, der Leiter der neuen Stabsstelle Umweltkriminalität im Umweltministerium NRW aus Düsseldorf angereist.

Erholung beim Habicht, Sperber und Mäusebussard

Etwa 40 aktive Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Kartiergemeinschaften, wie bei uns in Schwerte, lieferten die Datensätze, die vom Vorsitzenden Elmar Guthmann ausgewertet wurden. Insgesamt 63 Messtischblatt-Flächen zu je 128 Quadratkilometer wurden ganz oder teilweise bearbeitet. Zusammengefasst ergab sich folgendes Bild:

Nach einem Rückgang des Habichts in den beiden Vorjahren konnte nun eine gewisse Erholung festgestellt werden. Möglicherweise hat die illegale Verfolgung nachgelassen, allerdings sind die Ursachen für 27 Verluste unklar. Von den holländischen Mitarbeitern wurden 72 Habichte beringt.

Auch beim Sperber war eine leichte Erholung zu verzeichnen – leider war der Bruterfolg um 5% geringer. In 21 Fällen blieben auch hier die Ursachen für Verluste im Dunkeln. Insgesamt wurden in NRW und im angrenzenden Holland 295 überwiegend junge Sperber beringt.

Der Mäusebussard profitierte von einem der besten Mäusejahre seit Beginn der Untersuchungen und reagierte mit einer entsprechend höheren Zahl an Bruten. Voraussichtlich wird das nächste Jahr, wenn der Mäusebestand zusammenbricht, entsprechend schlechter werden. Gute Mäusejahre treten in der Regel nur alle vier bis fünf Jahre auf. Nach einer Abnahme des Rotmilanbestands um 14% im Vorjahr war zwar eine geringe Zunahme um 3% festzustellen. Die Entwicklung gibt allerdings weiterhin Anlass zur Sorge. Das trifft in noch stärkerem Maße auf den seltenen Wespenbussard zu. Sein Bestand nahm erneut um 14% ab. Leider trifft dieser Trend auf ganz Deutschland zu. In Schwerte gab es die letzte Wespenbussardbrut im Jahre 2002.

Jagd auf illegale Verfolger

Eine Reihe von Vorträgen rundete das Treffen ab. Elmar Guthmann und Dieter Ackermann berichteten über den Stand der geplanten Veröffentlichung über den Mäusebussard von 1974 bis 2003. Michael Jöbges von der Landesanstalt für Ökologie stellte die Überlegungen zur Überarbeitung der Roten Liste für NRW vor. Nach einer detaillierten Darstellung über das erschreckende Ausmaß unrechtmäßiger Abschüsse und Vergiftungen von Greifvögeln am Beispiel der Umgebung von Soest durch Arne Hegemann stellte Jürgen Hintzmann vom Umweltministerium NRW die von ihm geleitete neue Stabsstelle Umweltkriminalität vor. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die illegale Greifvogelverfolgung einen besonderen Schwerpunkt seiner Stabsstelle bilden wird. Hintzmann: „Illegale Verfolgungen sind keine Kavaliersdelikte oder Ordnungswidrigkeiten sondern Straftaten, die mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden.“ Er bittet die Bürger, alle Verdachtsfälle unverzüglich der Polizei zu melden, denn nur diese ist zuständig, nicht etwa die Jagd- oder die Landschaftsbehörden. Außerdem sollte unbedingt die Stabsstelle parallel dazu informiert werden. Der Anzeigeerstatter kann nur über die Stabsstelle, die das Recht auf Akteneinsicht hat, über den Stand des laufenden Verfahrens auf Wunsch informiert werden. Verdachtsmomente sind zum Beispiel aufgestellte Habichtsfangkörbe oder Schlagfallen. Todfunde von Greifvögeln, die der Polizei gemeldet werden, muss diese mitnehmen und bei Verdacht auf Vergiftung oder Abschuss vom zuständigen Veterinär-Untersuchungsamt ohne Kosten für den Anzeigeerstatter untersuchen lassen. Bei einem Verdacht einer Straftat muss das sonst greifende Aneignungsrecht des Jagdausübungsberechtigten zurückstehen. Telefondurchwahl und E-Mail Anschrift der Stabsstelle liegen der AGON vor.

Alle Teilnehmer begrüßten die unter Federführung des Umweltministeriums verabschiedete „Düsseldorfer Erklärung gegen illegale Greifvogelverfolgung“, (siehe unten) die vom Landesumweltministerium, der Nordrhein-westfälischen Ornithologengesellschaft, dem Landesjagdverband NRW, der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt sowie von den Umweltschutzverbänden BUND und NABU unterzeichnet wurde.

Dieter Ackermann, Nov. 2005

29.08.2005, 17:00 Uhr
Minister Eckhard Uhlenberg: "Düsseldorfer Erklärung gegen illegale Greifvogelverfolgung" unterzeichnet

Das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz teilt mit:

Das Landesumweltministerium, die nordrhein-westfälische Ornithologengesellschaft, der Landesjagdverband NRW, die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt sowie die Umweltschutzverbände BUND und NABU haben eine gemeinsame Erklärung zum Schutz von Greifvögeln unterzeichnet. Obwohl heimische Greifvögel das ganze Jahr unter Schutz stehen, werden sie illegal geschossen, vergiftet, in Fallen gefangen oder ihre Nester werden zerstört. Bei einigen Arten, insbesondere beim Habicht und Rotmilan, drohen Bestandsrückgänge oder sind bereits gebietsweise festgestellt worden. Mit der "Düsseldorfer Erklärung gegen illegale Greifvogelverfolgung in NRW" sprechen sich alle Beteiligten geschlossen gegen dieses illegale Töten aus und wollen den Greifvogelschutz intensivieren sowie mehr in der Öffentlichkeit bekannt machen.

Umweltminister Eckhard Uhlenberg: "Dieses illegale Töten von Greifvögeln werden wir nicht länger tolerieren. Es handelt sich hier nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um eine Straftat, die mit bis zu fünf Jahre Gefängnis geahndet werden kann. Greifvögel sind ein wichtiges Glied in der Kette des heimischen Ökosystems, doch diese Erkenntnis hat sich leider nicht bei allen Zeitgenossen durchgesetzt. Mit der Düsseldorfer Erklärung wollen wir hier ein Zeichen setzen, dem Taten folgen werden. Unter anderem wird die im letzten Jahr im Umweltministerium eingerichtete Stabsstelle Umweltkriminalität diese Fälle dokumentieren und die für die Verfolgung dieser Straftaten zuständigen Behörden bei ihrer Tätigkeit unterstützen."

Nordrhein-Westfalen hat vor allem für den Schutz des Rotmilans eine besondere Verantwortung, da in Deutschland über 60 Prozent der Weltpopulation leben. Alle Greifvogelpopulation haben vor allem in den fünfziger und sechziger Jahren massive Bestandsrückgänge zu verzeichnen gehabt, die unter anderem durch den Einsatz des Pflanzenschutzmittels DDT verursacht wurden. Seit 1970 haben sie ganzjährig Schonzeit.


Brutbestandserfassung von Mäusebussard, Habicht, Sperber, Rotmilan, Wespenbussard und Baumfalke von 1989 bis 1998 im MTB 4511 Schwerte

Nachdem in "Zehn Jahre Greifvögel" (Ackermann, 1989) über den Zeitraum 1979 bis 1988 berichtet wurde, soll nun der Zeitraum bis 1998 vorgestellt werden. Ab 1989 wurde im Gegensatz zu dem Zeitraum davor das gesamte Meßtischblatt von der AGON bearbeitet, das heißt, die neuen Zahlen liegen höher. Um aber die Vergleichbarkeit mit den davor liegenden zehn Jahren zu wahren, ist der Südteil des MTB 4511 gesondert ausgewertet. Die Methode und die Fragestellung haben sich nicht geändert, deshalb sei dazu auf den oben genannten Aufsatz verwiesen.

Folgende Herren waren an den Bestandserfassungen beteiligt: J. Althoff, R. Badalewski, D. Delisch, H. Göbel, W. Gödicke, H. Grawe, G. Kochs, H. Künemund, G. Peters, W. Pitzer, W. Poggenpohl, G. u. T. Sauer, S. Schmidt(U), R. Seidenstücker, R. Solf, H. Städtler, K. Staedtler, W. Träger, R. Wohlgemuth. Vielen Dank für die zahlreichen Informationen.

Mäusebussard

Der Bestand des Mäusebussards schwankte im Untersuchungszeitraum zwischen 70 und 48 Brutpaaren. Nur auf den Südteil bezogen waren es zwischen 39 und 23 Paare. Die Vergleichszahlen für den Südteil werden im folgenden Text in Klammern gesetzt. Die Schwankungen sind also noch größer geworden als in den vorigen zehn Jahren (33-25 BP). Von 578 (290) Bruten verliefen 534 (260) erfolgreich, das sind rund 92 (90)%. Die Zahl der ausgeflogenen Jungbussarde je erfolgreicher Brut mit bekannter Jungenzahl lag zwischen 1 und 4, im Mittel bei 1,7. Die jährlichen Ergebnisse sind nachzulesen in 'Abenteuer Natur 1979 - 1999'.

Die Siedlungsdichte beträgt im Mittel der zehn Untersuchungsjahre 45 (52) Brutpaare je 100 qkm. Bestand, Siedlungsdichte und Bruterfolg zeigen wieder die für den Mäusebussard typischen Schwankungen, die Mebs (1964) auf die jährliche Häufigkeit der Feldmäuse zurückführt.

Habicht

Der Bestand des Habichts schwankte zwischen 5 (1) und 13 (6) Brutpaaren. Worauf der Zusammenbruch des sonst recht stabilen Bestandes von 4-6 Paaren im Südteil des Blattes im Jahre 1994 zurückzuführen ist, konnte nicht ergründet werden. Von 91 (43) Bruten verliefen 83 (39) erfolgreich, das sind rund 91%. Die Zahl der ausgeflogenen Junghabichte je erfolgreicher Brut mit bekannter Jungenzahl lag zwischen 1 und 4, im Mittel bei 2 (1,9). Die jährlichen Ergebnisse zeigen Abb. 6.7 und 6.8. Die Siedlungsdichte liegt im Mittel der zehn Untersuchungsjahre bei etwa 7 (8) Brutpaaren je 100 qkm. Das Jahr 1994 wurde aus dem oben genannten Grund bei der Mittelwertbildung nicht berücksichtigt. Durch den größeren Anteil an für den Habicht kaum nutzbarer Siedlungsfläche im Nordteil des Blattes liegt die mittlere Dichte bezogen auf die gesamte Fläche niedriger als im Süden. Insgesamt ist die Siedlungsdichte im Süden, verglichen mit dem vorigen Untersuchungszeitraum, deutlich von dem relativ hohen Wert 12 auf die genannten etwa 8 Brutpaare je hundert Quadratkilometer zurückgegangen.

Sperber

Die Erholung des Sperberbestandes nach dem Ende der bedenkenlosen Anwendung von DDT und chemisch ähnlichen Substanzen kam in unserem Untersuchungsbereich relativ spät. Trotz intensiver Suche konnte die erste Brut im Südteil erst im Jahre 1985 festgestellt werden (Kolbe, 1988). Es hat den Anschein, daß damals die Wiederbesiedlung von Norden her erfolgte, denn im Nordteil brütete das erste Sperberpaar schon 1983. Obwohl nur wenige Zahlen aus der vorigen Untersuchungsperiode vorliegen, soll der Südbereich trotzdem in den Schaubildern separat dargestellt werden. Interessant ist nämlich die insgesamt dünnere Besiedlung im Süden. Möglicherweise spiegelt sich in den Zahlen der höhere Anteil an Hausgärten und ähnlichen Strukturen im Nordbereich, die der Sperber besonders gern zur Jagd auf die Kulturfolger unter den Vögeln nutzt. Der insgesamt höhere Waldanteil im Süden mit vermeintlich besseren Brutplätzen macht den Nahrungsvorteil offenbar nicht wett. Was die Brutplätze betrifft, zeigt der Sperber übrigens eine früher kaum für möglich gehaltene Anpassungsfähigkeit. Ursprünglich baute er seine Horste fast ausschließlich in Fichten- oder Lärchenstangenhölzer. Nistplätze in Gärten und auf Friedhöfen, auch in Laubbäumen sind heute keine Seltenheit mehr (Grünhagen, 1993). Sandke führte schon 1989 in Bochum zu Sperberbrutplätzen auf einer Weide und direkt über einem viel begangenen Friedhofsweg. Aus unserem Meßtischblatt ließen sich weitere Beispiele anführen. Anscheinend war die Anpassungsfähigkeit in der Brutplatzwahl verbunden mit einem Abbau der sonst vorhandenen Scheu ein Vorteil bei der Erschließung neuer reicher Nahrungsgründe.

Der Bestand des Sperbers schwankte während des Untersuchungszeitraums zwischen 17 (4) und 24 (10) Brutpaaren. Die 10 Paare im Süden wurden auch nur einmal 1990 erreicht, dann sank der Bestand wieder ab. Die mittlere Bestandsdichte auf der ganzen Fläche von 16 Brutpaaren und nur 9 Paaren im Süden, jeweils pro 100 qkm unterstreicht die obigen Überlegungen. Von 207 (52) Bruten verliefen 185 (45) erfolgreich, das sind rund 89 (86)%. Die Zahl der ausgeflogenen Jungsperber je erfolgreicher Brut mit bekannter Jungenzahl betrug im Mittel 2,8 (2,7). Die Schwankung über die Jahre zeigt Abb. 6.12

Rotmilan, Wespenbussard, Baumfalke

Der Bestand des Rotmilans wird von Schwerte aus nach Westen zu lückiger (AG Greifvögel NRW 1997), andererseits ist in unserer und in einigen ähnlich gelegenen Flächen eine Ausbreitungstendenz nach Westen festzustellen. Letzterem Umstand haben wir es wohl zu verdanken, daß sich der Bestand bei uns anscheinend stabilisiert. Daraus aber einen allgemeinen Trend der Zunahme des Rotmilans ableiten zu wollen, wäre falsch. Die oben genannte Arbeit weist im Gegenteil auf in letzter Zeit niedrigere Fortpflanzungsraten hin und rechnet eher mit einem Absinken des Bestandes. Die Brutpaar- und Jungenzahlen sind nachzulesen in 'Abenteuer Natur 1979 - 1999'.

Auch der Wespenbussard scheint seinen Bestand bei uns hoffentlich stabilisieren zu wollen. Lediglich zwei Brutversuchen und einer Brut mit einem Jungen innerhalb von siebzehn Jahren stehen in den letzten drei Jahren in Summe 7 erfolgreiche Bruten gegenüber. Es ist zu hoffen, daß dieser Nahrungsspezialist uns auch in Zukunft treu bleiben wird. Nachtrag: Leider geht der Bestand schon wieder zurück!

Der Baumfalke nistete auf unserer Untersuchungsfläche erstmals 1987 auf einem alten Krähennest in einer Hochspannungsleitung. Wegen des konstant nassen Wetters ging die Brut 1987 verloren. Ab diesem Zeitpunkt wurden jedes Jahr, bis auf 1994, erfolgreiche Baumfalkenbruten gemeldet (Devrient, Wohlgemuth E., 1992), inzwischen auch eine Baumbrut. Das Schlafen scheinen die Falken übrigens nach den Beobachtungen der letztgenannten Autoren in Bäumen beibehalten zu haben.

Siegfried Kolbe
Dieter Ackermann

Literatur

  • AG GREIFVÖGEL NRW (1989): Die Bestandsentwicklung des Habichts in Nordrhein-Westfalen von 1972 bis 1985. Charadrius 25: 55-69
  • AG GREIFVÖGEL NRW (1996): Die Bestandsentwicklung und der Bruterfolg des Baumfalken in Nordrhein-Westfalen 1972-1994. Charadrius 32: 8-23
  • AG GREIFVÖGEL NRW (1997): Die Bestandsentwicklung und der Bruterfolg des Rotmilans in Nordrhein-Westfalen von 1972-1995. Charadrius 33, 1-15
  • ACKERMANN, D. (1989): Zehn Jahre Greifvögel, Brutbestandserfassung des Habichts und des Mäusebussards 1979 bis 1988 im Gebiet Schwerte. Natur in Schwerte, AGON 1989, 9-25
  • DEVRIENT, I. / WOHLGEMUTH, R. (1992): Verhaltensbeobachtungen bei Baumfalken mit Bruten auf Freileitungsmasten. Charadrius 28, 167-171
  • GLÜER, B. / PRÜNTE, F.&W. (1990): Gehäuftes Brüten des Baumfalken auf Freileitungsmasten. Charadrius 26, 146-150
  • GRÜNHAGEN, H. (1993): Sperberbruten in Krefelder Gärten. Charadrius 29, 64-74
  • KOLBE, S. (1989): Der Sperber in Schwerte. Natur in Schwerte, AGON 1989, 28
  • MEBS, T. (1964): Untersuchungen zur Biologie und Populationsdynamik des Mäusebussards unter bes. Berücks. der Abhängigkeit vom Massenwechsel der Feldmaus. Journal für Ornithologie, Band 105, Heft 3, 247-306.