Wasservögel: Zwergtaucher zurück  

Synchronzählung des Winterbestandes der Zwergtaucher auf der Ruhr


Zwergtaucher verstecken sich gern in der Ufervegetation. Beim Zählen musste also "vorausschauend" vorgegangen werden.

Am 22. Februar 2004 wurde der Zwergtaucherbestand auf der Ruhr (und Nebengewässern) zwischen der Ruhrbrücke Westhofen und der Schoofbrücke für jeden Flusskilometer einzeln erfasst. Parallel dazu wurde durch andere Zähler die östliche Ruhr bis zur Kreisgrenze in Fröndenberg und auch die Lippe im Nordkreis untersucht. Berücksichtigt wurde immer die gesamte Flussbreite, auch wenn die Kreisgrenze stellenweise in Flussmitte verläuft. Das Gesamtergebnis von 2003 und 2004 finden Sie in der sehr informativen Internetseite der OAG Kreis Unna unter Projekt Zwergtaucher.

Hier möchten wir Ihnen die Ergebnisse des Schwerter Gebietes vorstellen. Die Ruhr ist neben der Lippe offenbar ein wichtiger Winterlebensraum der Art. Zusätzlich zu den Zwergtauchern wurden auch alle anderen Wasservögel auf diese Weise mit erfasst. Im Diagramm 1 ist nur der Zwergtaucher berücksichtigt, in der Tabelle darunter unter den gleichen Flusskilometer-Bezeichnungen auch die anderen Wasservögel.

Diagramm 1: Ergebnis der Zwergtaucher-Synchronzählung auf der Ruhr in Schwerte am 22.02.2004 ab 9:00 Uhr. Wetter: bedeckt, zeitweise sonnig, leichter NO-Wind +1° bis 5°C. Der Ruhrverlauf ist idealisiert als gerade Linie dargestellt, die Brücken sind etwa in maßstabsgerechten Abständen eingezeichnet.

Zählabschnitt R 30 R 29 R 28 R 27 R 26 R 25 R 24 R 23 R 22 R 21 R 20 R 19 R 18 R 17 R 16 sonst. See Su.
Haubentaucher     1             2               3
Zwergtaucher   2 5 2 4 3 8 5 3   6 9 3 8 11 12 10 91
Kormoran   3   4 2 2                   12 49 72
Graureiher         1 2   1   1 5 2         4 16
Höckerschwan 2         4 2       2 1       6 4 21
Graugans 11 6   10             11 7     20 48 6 119
Kanadagans 2 2 7 6               3     4 5 2 31
Nonnengans 8                                 8
Nilgans                               3 4 7
Rostgans                               3   3
Pfeifente                               1   1
Schnatterente                                 2 2
Krickente                     16     38       54
Stockente 38 2 36 13 16 38 19 12 4 27 14 17 4 38 19   182 479
Tafelente     1                 1     3   158 163
Reiherente       17       1 17 11 11 19 8   21   165 270
Schellente                     1 10 12   2     25
Zwergsäger                       3         2 5
Gänsesäger               3       5 3       8 19
Teichhuhn 1         2 2 2                   7
Blässhuhn 3   40 5             21 21 32 28 71 60 19 300
Lachmöwe   6 8 8     31                 53   106
Eisvogel                 1                 1

Bemerkung zur Tabelle: See = Geiseckesee, sonst. = an sonstigen Stellen im Ruhrtal, z. B. Ruhrfeldgraben, Mühlenstrang, Grün- u. Ackerland (Gänse)

Ändert sich der Zwergtaucher-Winterbestand?

Die konsequent durchgeführten Wasservogelzählungen der AGON laufen seit Herbst 1988. Wenn wir die Februarzahlen aller vorliegenden Jahre betrachten, sollte sich eine Tendenz ablesen lassen (Diagramm 2). Zum Vergleich haben wir auch die entsprechenden Januarzahlen als gelbe Balken hinzugefügt:

Diagramm 2: Winterbestand des Zwergtauchers auf der Ruhr und Nebengewässern im Bereich Schwerte zwischen den Brücken Westhofen und Schoof jeweils im Januar und Februar von 1989 bis 2004.

Aus den Februarzahlen könnte man zunächst einen Bestandsrückgang, dann wieder eine stärkere Zunahme ablesen. Aber schon die Januarwerte sind ausgeglichener und zeigen einen nicht so starken Einbruch in den Jahren 1996 und 1997. Einen besseren Überblick über die Entwicklung der Winterbestände auf und an der Ruhr erlauben die Mittelwerte der jeweiligen Zählsaison, die wir unten im Diagramm 3 gegenüber gestellt haben. Hier zeichnet sich tatsächlich - wenn auch etwas anders - der Rückgang mit nachfolgender Zunahme der Winterbestände wieder ab. Der Winterbestand der Zwergtaucher steigt also tatsächlich seit dem Jahr 2000 an. Ob dahinter eine Erholung der Brutbestände steckt, ob der Grund nur in einer Verlagerung der Winterquartiere zu suchen ist oder ob andere Einflüsse vorliegen, kann zur Zeit nicht beantwortet werden. Grundsätzlich ist auch die Zeitspanne des Anstiegs mit fünf Jahren zu kurz, um eine ganz normale Populationsschwankung auszuschließen, wie sie für Vogelbestände ja typisch ist.

Diagramm 3: Mittelwerte jeweils von September bis April der Winterbestände des Zwergtauchers auf und an der Ruhr im Bereich Schwerte Diagramm 4: Mittelwerte der monatlichen Winterbestände des Zwergtauchers auf und an der Ruhr im Bereich Schwerte

Ein weiteres Phänomen ist die Häufigkeitsverteilung der Zwergtaucher-Winterbestände über die Jahre: Sie schwankt extrem stark. Die Maxima der einzelnen Zählperioden lagen im Oktober (2x), im November (4x), im Dezember (5x), im Januar (3x) und im Februar (4x). Dabei traten einmal im Januar/Februar und einmal im November/Dezember gleich hohe Maximalwerte auf. Ein Grund könnte das jeweilige Winterwetter gewesen sein, aber auch andere, unbekannte Einflüsse sind nicht auszuschließen. Erst eine Mittelwertbildung über den jeweils gleichen Monat (Diagramm 4) lässt einen gewissen jahreszeitlichen Verlauf mit einem Maximalbereich von Oktober bis Februar erkennen und einen starken Abfall bis April. Die Zuwanderung der Wintergäste unter den Zwergtauchern beginnt anscheinend schon im August, während der Bestand zum April auf einen Minimumwert abfällt, der möglicherweise in der Größenordnung des Brutbestandes liegt.

An der Erfassung der Daten wirkten mit: J. Althoff, R. Badalewski, H. Bloch, H. G. Bullender, I. Devrient, P. Johann, G. Kochs, S. Kolbe, H. Künemund, L. Mignolet, C. Olszak, G. Peters, W. Pitzer, G. Sauer, R. Solf, R. Wohlgemuth. Die Zähldaten stellte Reinald Badalewski zusammen.