Georg Hoffmann - Naturfotograf  


Eine interessante (Wieder-)Entdeckung:

Georg Hoffmann
1900 - 1963

Der westpreußische Schriftsteller, Ornithologe und Naturfotograf Hoffmann ist heute außerhalb seiner Heimat im Kreis Diepholz weitgehend in Vergessenheit geraten. So ist es, wenn einer schon in den 1930er bis 60er Jahren aktiv war, wenn seine Bücher längst vergriffen sind und wenn sich wie heute Scharen von Tierfotografen mit modernstem Gerät in digitalen Grabenkämpfen um die besten Plätze gegenüber liegen.

Was das Fotografieren betrifft gab es ja längst vor Hoffmanns Zeit Leute wie Ottmar Anschütz, der um 1884 schon erste fliegende Vögel auf die Platte bannte. Gegen Ende des Jahrhunderts kam Greiners Buch "Tierstudien aus den Hochalpen in Momentaufnahmen" auf den Markt. Zwischen 1900 bis 1910 erschienen Schillings "Mit Blitzlicht und Büchse" mit Aufnahmen aus Afrika und von Meerwarth die Bücher "Photographische Naturstudien" und "Lebensbilder aus der Tierwelt". Etwa zeitgleich mit Hoffmann brachte Dr. Horst Siewert Artmonografien heraus, und Prof. Walter Hege schuf Aufsehen erregende Dokumente von Adlern und Kranichen. Als Vorreiter der Tierfotografie kann Hoffmann also nicht gelten. Er wird die Szene sehr genau beobachtet haben und er lernte - von allen. Das brachte vielleicht schon sein Beruf als Lehrer mit sich. Was macht diesen Mann aber noch heute so interessant?

Es ist sein Multitalent als Naturfotograf, als Schriftsteller und als Ornithologe. Als Lehrer mit schmalem Einkommen hatte er bei Weitem nicht die Mittel zur Verfügung, über die die damals bekannten Naturfotografen verfügten. Für die Fortbewegung musste das Fahrrad reichen, für die Aufnahmen in den Baumkronen gab es keinen Holzturm mit Plattform, wie ihn Sielmann später bauen ließ. "Und weil wir nicht in der Lage sind, etwa wie Stig Weßlén oder Horst Siewert vor der Rückkehr der Adler eine noch höhere Kiefer wind- und sturmsicher neben den Horstbaum zu stellen, müssen wir kleinen Leute uns bescheiden und abwarten, bis ein Fischadlerpaar uns den Gefallen tut, dort zu brüten,wo man ihm von einem Nachbarbaum in den Horst sehen kann." Hoffmann kletterte, oft unter Lebensgefahr, und oben musste er winzige, unbequeme Verstecke selbst bauen. Die Apparate, die Objektive, die Platten und Filme kosteten eigentlich mehr, als die Familie sich erlauben konnte.

Walter von Sanden, sein Freund aus alten ostpreußischen Tagen, hatte sicher großen Einfluss auf Hoffmanns schriftstellerische Entwicklung. Das Erzähltalent, das Mitreißende an seinen Schilderungen, die dem Leser das Gefühl vermitteln, selbst dabei zu sein - das war wohl seine besondere angeborene Begabung. Nicht umsonst gab es nach Erscheinen seiner Bücher geradezu überschwängliche Rezensionen. Und dieses Talent, mit seiner Erzählung andere Menschen zu begeistern, konnte er auch in zahllosen Diavorträgen nach dem Krieg in seiner neuen Heimat Niedersachsen immer wieder nutzen, um Zusammenhänge in der Natur deutlich zu machen. "Schöne Bilder sind eine Sache - aber die Leute sollen auch was lernen."

Wie könnte man besser dem Phänomen Hoffmann begegnen als in seinen Büchern zu lesen. Und weil es heute nicht immer einfach ist, auf dem Antiquitätenmarkt fündig zu werden, haben wir hier einige Texte und Bilder für Sie ausgewählt.

Dieter Ackermann