Flächenerwerb

 

 


Unsere Obstwiesen in Schwerte

Warum Flächen kaufen?

Lageplan  der AGON-ObstwiesenGroße Vordenker in Sachen Naturschutz weisen seit Jahren darauf hin, dass die seit den Zeiten des Reichsnaturschutzgesetzes praktizierte Form der Flächensicherung durch Naturschutzgebiete den Artenrückgang nicht aufhalten konnte. Neue Strategien seien vonnöten, "Opas Naturschutz ist tot". In der Analyse sind sich alle Autoren so ziemlich einig, dass neben ständig schrumpfenden und von Verkehrsadern durchschnittenen Lebensräumen der Hauptgrund für den Artenschwund in der Art und Weise liegt, wie heute Landwirtschaft auf ausgeräumten Flächen betrieben wird. Auch die Hauptschuldigen sind flugs erkannt, nämlich der Kostendruck auf die Bauern durch wachsende Märkte und fallende Zollschranken und die Brüsseler Bürokratie mit ihrer Subventionspolitik. Doch was nützt alle Erkenntnis, dass Naturschutz auf der ganzen Fläche betrieben werden müsste, was nützen alle guten Vorschläge zu einer anderen Weichenstellung bei den Agrarsubventionen, wenn bei den Verantwortlichen in Brüssel und in den Regierungen der Wille zur Änderung fehlt? Zwar steht im Bundesnaturschutzgesetz von 2002 die Rahmenvorgabe, dass auf 10% der Landesfläche ein Biotopverbund geschaffen werden soll - doch wann wird das kommen?
Wir haben über die Erkenntnisse unserer Vordenker nachgedacht und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass "Opas Naturschutz", nämlich Flächensicherstellung, immer noch besser ist, als nichts zu tun und auf Politiker und Behörden zu warten.

Wiese Michaelisweg

Als im Juli 1988 ein Schwerter Landwirt sich zur Ruhe setzen wollte, sollte eine Obst- und eine Feuchtwiese als Pferdeweide verpachtet werden. Pferde hätten die Obstbäume in kürzester Zeit zugrunde gerichtet. Wir konnten damals erreichen, daß die Naturförderungsgesellschaft die Fläche aus Naturschutzgründen für zehn Jahre anpachtete. AGON-Mitglieder führten einige Pflegearbeiten, vor allem Erlenschnitt durch, und das Abweiden des Grases übernahm eine Rinderherde. Nach dem neuen Landschaftsplan hat die Fläche den Schutzstatus eines "geschützten Landschaftsbestandteils" erhalten, sie wird also im Bestand (hoffentlich) gesichert sein. Die Anpachtung ist abgelaufen. Sie hat die Zeit bis zum Erreichen eines gesetzlichen Schutzes überbrückt.

Obstwiese Höfen

Obstwiese HöfenGanz anders war es 1992 als eine Ergster Bauernfamilie sich bereit erklärte, uns ein Stück Acker zu verkaufen. Nun ist ein Acker kein schützenswertes Naturgelände. Keine Umweltbehörde käme auf die Idee, einer solchen Fläche einen Schutzstatus zu geben. Wir wussten aber, was nicht ist, kann man entwickeln. Mit dem Erlös unserer Futterknödel auf dem Weihnachtsmarkt und mit Fördergeldern aus dem Naturschutzprogramm Ruhrgebiet konnten wir eine Fläche von 7774 m² kaufen und mit Hilfe des damaligen Umweltschutzprojektes als Obstwiese herrichten. Wer die Wiese heute sieht, ist meist überrascht: Ein wunderschönes Stückchen Landschaft - und ein lebendiges dazu. Grasfrösche hüpfen um die Schuhe, Heuschrecken springen wie auf schönsten Bergwiesen, und die seltene Wespenspinne erreicht hier manchmal die höchsten Bestände der ganzen Umgebung. In den Nistkästen brüten Feldsperlinge, Meisen, Stare, Rotschwänzchen, ja sogar Hohltauben. Der Mäusebussard lauert auf seiner hohen Warte auf unvorsichtige Mäuse. Dazu kommen noch die ständig umsummten Stände der Solitär-Bienen und -Wespen und und und... Höfen ist unsere "Vorzeigewiese", auf der auch Führungen für interessierte Gruppen stattfinden.

Erweiterung Obstwiese Höfen

Manchmal ergibt sich eine gute Gelegenheit aus einem Gespräch. Ja, wenn dort hinten im Frühjahr die Schatten des Waldes zu lang auf den Acker fallen und er dazu noch einen ungünstigen Zuschnitt für die Bearbeitung hat, warum uns nicht sozusagen als Arrondierung ein Stück angrenzend an unser vorhandene Wiese verkaufen? Nach einigem Hin und Her über Form und Flächengröße (wir hätten gern etwas mehr gehabt), waren wir uns einig. Wir kauften 1996 die Erweiterung Höfen in einer Größe von 7496 m².

Obstwiese Altlichtendorf

Obstwiese AltlichtendorfAls wir 1994 erfuhren, daß ein Geisecker Bauer sich von einem hoffernen Stück Grünland trennen. wollte, schlugen wir gleich zu. So kam es zum Kauf der Obstwiese Altlichtendorf in einer Größe von 8745 m². Diese Wiese, insbesondere die angepflanzten Heckenstreifen haben sich prächtig entwickelt, so daß 1998 sogar ein Paar Neuntöter dort lebte. Mittlerweile sind die Hecken so hoch, dass wir schon über Pflegemaßnahmen nachdenken. Dazu muss die Hecke abschnittsweise "auf den Stock gesetzt", d. h. auf etwa einen halben Meter Höhe gekürzt werden. Im Landschaftsbild hebt sich die Obstwiese wohltuend von den angrenzenden Acker- und Grünlandflächen ab.

Obstwiese Elsetal

Obstwiese Elsetal1998 hatten wir wieder etwas auf dem Konto angesammelt und waren auf Flächensuche. Die Hoffnung auf ein Grundstück weiter hinten im oberen Elsebachtal war wie eine Seifenblase geplatzt, da dessen Besitzer andere Vorstellungen hatte als wir. So wurden wir sehr aufmerksam, als wir anderntags und andernorts gesprächsweise von unserem Mißerfolg berichteten und von Überlegungen hörten, ein Stück Acker zu verkaufen. "Wenn ihr Interesse habt, könnt ihr euch die Ackerfläche ja mal ansehen," hieß es. Das taten wir sofort und waren schlicht begeistert. Die Nordgrenze bildet der Waldstreifen zum NSG Elsebachtal, von Süden hat die Sonne ungehindert Zutritt. Im Juni kam "grünes Licht" von der Bezirksregierung, im Juli saßen wir beim Notar*, im August nach der Ernte wurden die 15000 m² vermessen und im Frühjahr 99 wurden die Bäume und Hecken gepflanzt. Inzwischen hat sich auch diese Obstwiese gut entwickelt.

Obstwiesen - Lebensräume

SteinkauzObstwiesen, die früher in den Dörfern und direkt um den Dorfkern herum anzutreffen waren, sind heute weitgehend verschwunden. Brüssel bezuschusste das Absägen der Obstbäume mit rund fünfundzwanzig Mark je Stamm. Mit den Obstwiesen verschwanden auch ihre Bewohner, Insekten, Säuger, Vögel, so auch der im Bestand bedrohte Steinkauz.
Bis eine neue Obstwiese ihre volle Funktion als Lebensraum erfüllt, werden Jahre vergehen - aber der Anfang ist gemacht

Text und Fotos: Dieter Ackermann

*) Anmerkung: Unsere Flächen sind Eigentum des NABU Kreisverbandes Unna e.V., dem wir bekanntlich angehören.