Eine Anfrage bei der Bezirksregierung Arnsberg, die die vom Land erworbenen Flächen verwaltet und entwickelt, war vergebens. Man habe im Osten bei Neheim und Wickede mit der Teil-Renaturierung der Ruhr begonnen. Dort werde alles Geld und alle Arbeitskraft gebraucht. Es könne Jahre dauern, bis Schwerte an der Reihe sei. So lange wollte die AGON aber nicht warten und ergriff selbst die Initiative. Von der Bezirksregierung Arnsberg bekamen wir die Genehmigung, auf dem NRW-Grundstück einen Beobachtungsstand zu bauen. Wir heißt, die AGON als Ortsgruppe des NABU Kreisverbandes Unna e.V. Über den Kreisverband müssen alle Geschäfte laufen. Die AGON Schwerte allein ist kein eingetragener Verein und damit keine „juristische Person“. Die Biostation besorgte ein sehr günstiges Angebot von der Umweltwerkstatt Lünen, jetzt auch unter dem Dach der Werkstatt im Kreis Unna.
Somit hatten wir eine Preisvorstellung, doch woher das Geld nehmen? Ein erster Anlauf mit der Naturfördergesellschaft und Stadt Schwerte als Partner scheiterte. Doch dann kam von der Stadt ein guter Hinweis. Die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW könne auch solche Vorhaben bezuschussen. Sofort stellten wir einen Antrag mit ausführlicher Begründung und Kostenvoranschlag. Acht Wochen sollte es bis zur Entscheidung dauern, nach zehn Wochen bekamen wir tatsächlich eine Förderzusage. Mit dieser Sicherheit in der Tasche konnten wir den Auftrag an die Umweltwerkstatt vergeben. Die Werkstatt bildet Jugendliche aus, die auf dem Arbeitsmarkt keine Lehrstelle bekommen haben. Während der Berufsausbildung können sie darüber hinaus auch noch den Hauptschulabschluss nachholen. Ein guter, sozial engagierter Partner also.
Bei der Stadt Schwerte als Genehmigungsbehörde stellten wir den Bauantrag. Dort bekamen wir erfreulicherweise auch alle notwendigen Hilfestellungen, ob es um statische Berechnungen oder um das Angleichen der Zuwegung an den Stand ging. Die Umwelt-Werkstatt Lünen baute derweil mit ihren Auszubildenden den Stand, 4 x 6 m groß, in verzinkter Stahlkonstruktion und setzte ihn auf Punktfundamente, so dass normale jährliche Hochwasserereignisse unterhalb der Plattform bleiben. Die Sichtschutzwände bestehen aus gehobelten Lärchenholzbrettern aus dem Sauerland, geliefert von einer Schwerter Tischlerei und montiert mit den Auszubildenden der Umwelt-Werkstatt. Die Schlussabnahme des Bauordnungsamtes erfolgte am 04.08.2015. Mit der Fertigstellung ist sowohl den störungsempfindlichen Wasservögeln als auch allen Beobachtern geholfen.
In einer kleinen Feierstunde am 17. August wurde dann der Stand seiner Bestimmung übergeben. Unter Planen als provisorischem Schutz trotzten die geladenen Gäste dem Dauerregen. Wir nutzten die Gelegenheit, allen die mit vereinten Kräften an der Realisierung dieses Vorhabens mitgewirkt haben, sehr herzlich zu danken. |
Hervorzuheben sind besonders die Stiftung Umwelt und Entwicklung, die Stadt Schwerte, der Fachbereich Natur und Umwelt des Kreises Unna und die Bezirksregierung Arnsberg, die Umweltwerkstatt Lünen, die Biologische Station Kreis Unna/Dortmund und nicht zuletzt die fleißigen Mitarbeiter der AGON Schwerte, die durch Herstellung und Verkauf von Vogelfutterknödeln den nicht unerheblichen Eigenanteil der Gesamtkosten aufgebracht haben.
Doch es gibt noch viel zu tun. Wir möchten, dass die bisher nur durchziehenden Weißstörche Schwerte als gutes Brutgebiet entdecken sollen. Dazu müssen aber zunächst Nestunterlagen auf Masten bereitgestellt werden. Die Wasserwerke Westfalen und die Stadt Schwerte klären zurzeit die Möglichkeiten. Auch der Chef eines in der der Nähe gelegenen Entsorgungsbetriebes will auf eigene Kosten eine Storchennisthilfe auf einem Hallendach installieren lassen.
Auch das Ruhrauengutachten, das der damalige Minister Matthiesen 1990 in Schwerte vorstellte, ist immer noch aktuell . Es lohnt sich, einen Blick auf einige dort geforderte Maßnahmen zu werfen:
Extensive Grünlandnutzung, Anlage und Pflege von Brachen und Hochstaudenfluren, Beseitigung und Verhinderung von Gehölzanflug (in Fröndenberg durch eine kleine Herde von Heckrindern gelöst), Abflachung und Entfesselung der Ruhrufer zur Rückgewinnung der natürlichen Fließgewässerdynamik, Anlage und Optimierung von Steilwänden für Uferschwalbe und Eisvogel, Umwandlung von Nadel- und nicht standortgerechten Laubholzaufforstungen in bodenständige Waldgesellschaften (wurde bereits durch das Forstamt begonnen), kein Angelsport in Naturschutzgebieten, ganzjähriges Jagdverbot in Naturschutzgebieten.
Letzterer Punkt erscheint Beobachtern besonders wichtig. Durch die Wasservogeljagd werden auch geschützte Tierarten vertrieben, wenn nicht sogar versehentlich abgeschossen. Selbst das Schießen von Enten vom entgegengesetzten, südlichen Ruhrufer löst immer wieder Panikreaktionen unter den Vögeln der Röllingwiese aus. Wir können nur hoffen, dass die Bezirksregierung Arnsberg, wenn sie mit ihren Arbeiten bis Schwerte gekommen ist, die im Ruhrauengutachten geforderten Maßnahmen gemeinsam mit dem Kreis endlich umsetzen wird.
Da die Fläche im Gebietsentwicklungs- bzw. Regionalplan als Gebiet zum Schutz der Natur ausgewiesen ist, kann sie durch den Kreis Unna schließlich in einer späteren Änderung des Landschaftsplans Schwerte als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden.
Dieter Ackermann, Febr. 2017
----
Literatur: Loske und Vollmer Büro für Ökologie und Wasserwirtschaft: Ökologisches Gutachten „Ruhraue“
|