Märchenprinzen und andere Schönheiten
Aus der Kindheit kennt jeder das Bild vom Froschkönig
- doch wie sieht er wirklich aus? Weder trägt er eine Krone noch ist er
grün.
Der
Grasfrosch (Rana temporaria) ist eher braun, variiert aber von oliv bis
rotbraun. Seine Haut ist glatt und ein dunkler Schläfenfleck ziert die
Ohrgegend. In der Paarungszeit, die im zeitigen Frühjahr bei Nachttemperaturen
ab 5°C und Feuchtigkeit beginnt, entwickelt das Männchen Brunftschwielen
an den Vorderfüßen, mit denen es sich am Weibchen festklammert. Abgelaicht
wird in Kleingewässern mit Flachwasserzonen. Danach wandert der Grasfrosch
zurück und verbringt die übrige Zeit des Jahres im Wald, in Wiesen
und Gräben. Seine Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten, von
denen er im Laufe seines Lebens Unmengen vertilgt. Im Gegensatz zu Kröten
können Frösche mit ihren langen Hinterbeinen ausgezeichnet springen.
Die
Erdkröte (Bufo bufo) ist zwar auch braun, jedoch ist die Haut warzig
und runzlig. Dafür hat sie wunderschöne goldene bis kupferrote Augen.
Zur Paarungszeit, die kurz nach der des Grasfrosches beginnt, setzt sich das
kleinere Männchen gern schon unterwegs auf den Rücken eines wandernden
Weibchens, wo es sich ebenfalls mit Brunftschwielen festhält. Zum Ablaichen
dienen stehende Gewässer. Für den Rest des Jahres sind Wälder,
Parks, Friedhöfe im Umkreis von etwa drei Kilometer der Lebensraum unserer
Erdkröten. Zur nächsten Laichzeit suchen sie vor allem wieder das
Gewässer auf, in dem sie geboren wurden.
Die
Kreuzkröte (Bufo calamita) findet man nur selten. Sie besitzt wie
die Erdkröte eine warzige Haut, hat aber grüne und rote Flecken und
einen markanten gelben Längsstrich auf dem Rücken. Mit ihren kurzen
Hinterbeinen kann sie zwar nicht springen, aber so schnell laufen, dass man
sie bei Dunkelheit mit einer Maus verwechseln kann. Das Männchen hat eine
große Schallblase und kann im Sommer mit seinem wohltönenden Konzert
den Naturliebhaber erfreuen, aber ihm kaum den Schlaf rauben. Zum Laichen dienen
den Kreuzkröten Wagenspuren, Wasserlachen, überschwemmte Wiesen. Das
Landleben spielt sich in der Nähe dieser später oft austrocknenden
Laichgewässer ab, wo die Möglichkeit besteht, sich zu verstecken oder
einzugraben. Das können auch Bahndämme sein.
Die
Gelbbauchunke (Bombina variegata) gehört ebenfalls zu den Seltenheiten
bei uns. Diese nur 5 cm kleine Unke verbringt die warme Jahreszeit im Wasser;
für den Rest des Jahres sucht sie sich Verstecke in der Umgebung. Markant
ist der gelbgefleckte Bauch, der ihr den Namen einbrachte.
Der
Bergmolch (Triturus alpestris) kommt, wie der Name vermuten lassen könnte,
durchaus nicht nur in den Alpen vor. Er ist im Hochzeitskleid unser farbenprächtigster
Vertreter der Molche. Der schiefergraue Rücken geht an den Flanken in ein
helles Blau über, der Bauch leuchtet orangerot. Außerdem trägt
er auf dem Rücken eine leicht gefleckte, aber ungezähnte Leiste. Zum
Ablaichen dienen ihm flache Teiche, aber auch Pfützen und Gräben.
In der restlichen Zeit des Jahres hält er sich unter Baumstümpfen,
an alten Mauern und ähnlichen Verstecken in der Nähe des Laichgewässers
auf.
Der
Teichmolch (Triturus vulgaris), sein Verwandter, zeigt eine olivbraune,
mehr oder weniger dunkel gepunktete Oberseite, die an den Flanken in eine weißliche
Färbung übergeht. Der gelb- bis orangerote Bauch ist dunkel gefleckt,
am Schwanz ist ein zartblauer Streifen zu erkennen. Während der Laichzeit
ziert den Rücken und die Schwanzoberseite ein gewellter Kamm. Den Lebensraum
teilt er sich mit dem Bergmolch.
Der
Fadenmolch (Triturus helveticus) ähnelt mit seiner olivbraunen bis
-grünen Oberseite dem Teichmolch. Auch er hat häufig dunkle Flecken,
aber die Unterseite ist gelblich. Den Namen hat ihm der fadenartig verlängerte
Schwanz eingetragen. Auch er bewohnt ähnliche Lebensräume wie die
anderen Molcharten.
Der
Feuersalamander (Salamandra salamandra) bildet solche individuelle schwarzgelbe
Muster aus, dass kein Tier dem anderen gleicht. Er lebt in Laubwäldern,
auch in Steinbrüchen, mit klaren, sauerstoffreichen Bächen. Am Tage
versteckt er sich unter feuchtem Holz oder zwischen Steinen, so dass man ihn
meist nur in der Dunkelheit beobachten kann.
Alle Amphibien benötigen heute menschliche Hilfe, um das zumindest
ansatzweise auszugleichen, was ihnen durch den Sraßenverkehr, die Landschaftsveränderung
und die intensive Nutzung fast aller Landschaftsteile genommen wird. So betreut
die AGON seit nunmehr 18 Jahren ein Erdkrötenvorkommen am Gehrenbach-Stausee
und seit 14 Jahren eine Population an der B 236 in Höhe "Im Spiek".
Da es sich am Gehrenbachsee um eine wenig befahrene Straße handelt, wird
sie während der Laichzeit nachts für den Durchgangsverkehr gesperrt.
An der B 236 wurde 1997 ein Ersatz-Laichgewässer
fertig gestellt, das so gut angenommen wurde, dass 2002 zum ersten Mal kein
Schutzzaun mehr aufgestellt werden musste. Trotzdem werden wir das Verhalten
der Amphibien weiter beobachten, um sofort wieder einen Schutzzaun aufstellen
zu können, wenn es während der Laichzeit wieder erforderlich werden
sollte. Doch wir sind optimistisch!
Renate Neuhaus
Weiter führende Informationen: siehe unter Links
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