Zwischenringe, Makromodus oder Makroobjektiv
Blumen haben vor Vögeln den Vorteil, dass sie nicht
wegfliegen. Pilze wackeln nicht mal im Wind. Also alles ganz einfach?
Fangen wir mit den Zwischenringen an. Sie erweitern bei Systemkameras den Abstand zwischen
Filmebene und Objektiv und bewirken so einen um so größeren
Abbildungsmaßstab, je breiter der eingesetzte Ring ist. Wenn zu Ihrer Kamera überhaupt erhältlich, sind
sie preiswert, leicht, passen an Normal-, Weitwinkel- und Teleobjektive. Allerdings sollten sie als sog. Automatikringe die Kameraeinstellungen aufs Objektiv bzw. umgekehrt übertragen. Längere Brennweiten erfordern bei gleichem Abbildungsmaßstab einen längeren Auszug als kurzbrennweitige Objektive. Sie haben eine geringere Schärfentiefe, lösen damit den Hintergrund stärker in Unschärfe auf. Mit der Erfahrung zeigt sich,
ob die vorhandenen Objektive auch im Nahbereich scharf genug zeichnen.
Das ist leider nicht bei allen der Fall. Varios zeigen hier eher Schwächen.
Bei manchen Zoomobjektiven sind allerdings die Ergebnisse mit Zwischenringen
sogar besser als mit der integrierten Makroeinstellung. Hier hilft nur
Probieren. Bessere Ergebnisse bringen Makroobjektive.
Ein Makroobjektiv für Systemkameras hat eine feste Brennweite und ist speziell für den Nahbereich berechnet, bringt also hier beste Schärfe und Kontrast. Meist geht die Einstellung von unendlich bis zum Maßstab 1:1. Bleibt das Dilemma: Welche Brennweite kaufe ich? Will man nicht auch noch mehrere Makros mit sich herumschleppen, kauft man nach der bisherigen Erfahrung die Brennweite, mit der man am meisten gearbeitet hat. Den Rest erledigt man mit vorhandenen Objektiven und Zwischenringen. Meist werden Makroobjektive mit 50 oder 100 mm, für die Insektenfotografie auch 200 mm Brennweite (bezogen auf das Kleinbildformat) gekauft.
Bei den kleinen Kompaktkameras muss man sich in aller Regel auf die eingebaute Makrofunktion verlassen. Dabei wird mit 1 cm oder noch weniger Abstand vom Objekt geworben. Damit liegt die zu fotografierende Blüte leider meist im Schatten der Kamera. Außerdem funktioniert die Makroeinstellung nur bei kürzestem Weitwinkel. Ein Freistellen der Blume vor unscharfem Hintergrund ist damit so gut wie unmöglich. Hier zeigt sich besonder stark der Nachteil von Kompaktkameras mit kleinem Sensorchip. Blitzen geht nur bei größerem Abstand, weil das Objektiv sonst den Blitz abschattet.
Manche Superzoom-Bridge-Kameras haben dazu noch einen zweiten Makromodus und zwar bei längster Brennweite (Panasonic FZ200, FZ300). Das ist sehr hilfreich, um den Hintergrund in wohltuender Unschärfe verschwimmen zu lassen, aber auch für das Fotografieren von Kleintieren, z.B. Libellen oder Schmetterlingen mit gebührendem Abstand. Für die Brennweiten dazwischen hilft die Vorsatzlinse. Das war ganz früher eine einfache konvex geschliffene Sammellinse. Für eine bessere Bildqualität gibt es heute achromatisch korrigierte Systeme aus mindestens zwei Linsen. Gute Erfahrungen habe ich mit Raynox 150 gemacht. Die reicht für die meisten Fälle aus und klemmt sich mit Federkraft in alle gängigen Filtergewinde. Sie wirkt bei Weitwinkel fast gar nicht, vignettiert sogar. Die Wirkung steigt aber mit der eingestellten Brennweite. Das heißt, der Abbildungsmaßstab wird mit dem Zoom eingestellt, wobei sich der notwendige Abstand zum Objekt nur wenig ändert.
Hummelragwurz am Gardasee und Frühlingsküchenschellen in der
Silvretta.
Die längere Brennweite löst den Hintergrund auf, die kürzere
zeigt auch etwas vom Lebensraum der Blumen.
Welches Stativ eignet sich?
Die üblichen Foto- und Videostative können
Sie getrost im Laden oder zu Hause lassen. Schließlich wollen Sie
nicht nur Übersichtsaufnahmen von oben machen. Wichtigstes Kriterium
fürs Blumenstativ: Die Beine müssen sich so weit schwenken lassen,
dass sie im Extremfall flach auf dem Boden aufliegen. Eine Mittelsäule
stört nur - zur Not absägen! Müssen Sie noch tiefer hinunter,
um den Hintergrund richtig ins Bild zu setzen, hilft der Bohnensack. Das
ist ein Beutel (etwa 20 x 20 cm) aus festem, dichtem Stoff, gefüllt
mit Bohnen, auf dem sich die Kamera sauber ausrichten lässt. Zur Not hilft auch der Rucksack als Unterlage. Lassen
Sie die Finger von solch abenteuerlichen Anordnungen, wie rechts zu sehen.
Nicht nur, dass Sie versuchen müssen, Ihren Kopf unter dem Stativbein
durchzufädeln. Wenn Sie den Verschluss auslösen, bringt der hochklappende Spiegel das
Ganze ins Schwingen.
Vom Nutzen eines Winkelsuchers
Wenn Sie nicht nur im Vorbeigehen Ihr Blümchen
von schräg oben knipsen, sondern es gekonnt ins Bild setzen
wollen, bleibt es Ihnen meist nicht erspart, sich wie ein Wurm auf dem
Bauch im Staub zu wälzen. Es sei denn, Sie haben die Kosten für
einen Winkelsucher oder für ein schwenkbares Display nicht gescheut. Im Rückwanddisplay kann damit der Bildausschnitt gut festgelegt werden; allerdings ist die genaue Lage der Schärfenebene eher Glücksache. Auch störende Grashalme zwischen Objektiv und Objekt werden leicht übersehen. Aber selbst
mit Winkelsucher oder Schwenkdisplay ist noch ein Kniefall nötig (Plastiktüte nicht vergessen) - aber besser so, als auf dem Bauch suhlen. Das heruntergeklappte Display lässt sich übrigens von oben besser betrachten, wenn man eine passende Lupe als Winkelsucher-Ersatz so umbaut, dass man sie in den Blitzschuh einstecken kann.
Lichtführung im Nahbereich
Die Blumen sahen draußen viel leuchtender aus
als auf dem Bild. Dabei schien doch die Sonne so schön. Tatsächlich
ist ein leicht bedeckter Himmel besser für Blumenfotos. Aber es geht
auch bei Sonne. Sie müssen nur die Schlagschatten auf der Gegenseite
aufhellen. Vielleicht haben Sie mal einem Hochzeitsfotografen
bei der Arbeit zugesehen, wie er mit einer Reflexwand die Schattenseiten
des Brautpaars aufhellte. Genau so müssen Sie es auch machen. Ihre
Reflexwand kann sogar viel kleiner sein. Es genügt ein etwa DIN A4
großes Stück Pappe, beklebt mit weißem Papier oder besser
mit matter Alufolie. Dazu zwei Bodennägel oder Zelthäringe.
Im Handel gibt es auch Reflexoren und Diffusoren in kleinen Größen -
aber hier können Sie endlich mal sparen, ohne dass man es den Bildern
ansieht, und Platz braucht solch eine Relexwand nur minimal.
Pilze stehen oft im dunklen Wald. Da kommt man manchmal
um das Blitzen nicht herum. Der eingebaute Blitz bringt Bilder mit flacher Beleuchtung und schwarzen
Schlagschatten. Zwei Blitzer am besten, ähnlich wie beim Bild rechts
oben, jeweils schräg seitlich anordnen. Hauptlicht über Adapterkabel
mit der Kamera verbinden. Betriebsart TTL einschalten, also Blitzmessung
durch das Objektiv. So spart man sich das Rechnen. Zweiten Blitz als Servoblitz
mitlaufen lassen. Er zündet durch den plötzlichen Helligkeitsanstieg
beim Auslösen des Hauptblitzes. Nach einigen Versuchen hat man die
notwendige Entfernung zum Objekt heraus. Natürlich kann man auch
rechnen. Dann denken Sie aber an drei Dinge: Die angegebene Leitzahl eines
Blitzgerätes bezieht sich auf Personenfotos in hellen Räumen.
Draußen fehlt jegliche Reflexion. Sie müssen die Leitzahl etwa
halbieren. Dann kommt entsprechend dem Cosinus des Einstrahlwinkels weniger
Licht an und schließlich müssen Sie dabei auch noch die Auszugsverlängerung
z. B. durch Zwischenringe berücksichtigen. Also doch vielleicht besser
probieren? Nicht gelungene Bilder sind ja schnell zu löschen.
Nun viel Spaß bei der Arbeit. Und bitte denken
sie daran: Digitalkameras verführen leicht zum "Knipsen". Für gute Makrofotos muss man sich die nötige Zeit nehmen. Hier ging es auch nicht um künstlerische Fotografie, sondern
zunächst um eine technisch gute Darstellung. Ihren Stil müssen Sie selbst
finden.
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Nützliches Zubehör: Automatik-Zwischenringe und Winkelsucher. Leider nicht für alle Kameras erhältlich.
Vierfleck. Aufnahme mit Panasonic FZ50 und Raynox 150 Nahlinse.
Tagpfauenauge auf Wasserdost. Aufnahme mit Panasonic FZ200 und Tele-Makromodus
Gefleckte Taubnessel. Foto mit SLR, Zwischenringen, 50 mm Objektiv und zwei Blitzgeräten.
Reicht das Licht nicht, kommt der Blitz zum Einsatz. Ein Gerät in
TTL-Schaltung mit Adapterkabel, ein zweites als Servoblitz.
Von derlei gewagten Konstruktionen ist bei DSLR-Kameras mit hochklappendem Spiegel dringend abzuraten!
Man wird Sie vielleicht für einen
Religionsausübenden halten. Mit dem Winkelsucher oder einem klapbaren Display bleiben aber Ihre
Sachen halbwegs sauber und bequemer ist es auch.
So setzen Sie die Rose gut ins Licht: dunstige Sonne von links, Aufhellschirm
von schräg rechts vorn.
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