Objektive und Konverter - jetzt kann es, muss aber nicht teuer werden! Abstand halten ist das eine Mittel, um Tiere nicht zu stören, sich zu verstecken, ist das Zweite. Davon soll im nächsten Kapitel die Rede sein. Abstand läßt sich aber nur mit Teleobjektiven überbrücken - und die sind leider um so teurer, je länger die Brennweite und je höher die Lichtstärke ist. Tierfotografen benutzen bei Gehäusen mit Vollformat-Sensor (24 x36 mm) meist Teleobjektive 2,8/300 mm bis 4,0/600 mm. Diese Objektive können zwischen 5000 und 10000 Euro kosten. Dazu kommen noch 1,4-fach und 2-fach Konverter, die die Objektivbrennweite um den genannten Faktor vergrößern. Viel verkauft werden zurzeit zwei Telezooms von Tamron und Sigma je 150-600mm 5/6,3 für rund 900 Euro. Nun wären ja selbst diese Preise kein Problem, wenn man die Bilder gegen gute Honorare bei Verlagen und Agenturen loswürde. Eher ist das Gegenteil der Fall. Die Geldquellen haben sich die professionellen Platzhirsche gesichert. Sie müssen davon ausgehen, dass Sie höchstens ein paar Brosamen vom großen Kuchen abbekommen. Mit anderen Worten: Sie dürfen nicht damit rechnen, dass sich die Anschaffung eines Tele-Lichtriesen amortisiert. Mit der Ausrüstung allein ist es ja nicht getan. Sie müssen auch die Zeit und die Reisen investieren und über die Informationen und Erfahrungen wie die Profis verfügen. Und ob Sie dann mit deren Bildern mithalten können, ist die nächste Frage. ...und was ist mit Superzoom-Bridgekameras? Damit sind wir schon bei Kompromissen, und die bedeuten kürzere Brennweiten bei kleinerem Aufnahmesensor. Leider geht das zu Lasten der Bildqualität, glücklicherweise vermindert es das Ausrüstungsgewicht und die Anschaffungskosten ganz beträchtlich. Naturfoto-Lehrbücher werden von professionellen Naturfotografen geschrieben, die mit ihren Bildern, Büchern und Fotokursen Geld verdienen. Verständlich, dass für sie nur Systemkameras mit Vollformat-Sensor und ein großer Objektivpark infrage kommen. Wer nicht unbedingt mithalten will oder muss beim Fotografieren in Grenzbereichen, bei schnellen Bewegungen, kürzesten Bildfolgen, Ausschnitten in hoher Bildqualität, und wer zusätzlich um die Schwierigkeiten der Telefotografie weiß und sich darauf einstellt, kann auch mit Superzoom-Bridgekameras Natur fotografieren. Es kommt halt auf den Verwendungszweck der Fotos an. Die Kirche im Dorf lassen Wer sich ernsthaft der Vogelfotografie verschrieben hat und meint, mit Superzom-Bridge-Kameras nicht zurecht zu kommen (oder sich damit nicht sehen lassen zu können), wird sich ein DSLR-Kameragehäuse und ein ordentliches Tele anschaffen müssen. Lassen wir die Vollformatkameras mal beiseite, dann bieten sich Gehäuse mit APS-C (Canon) bzw. DX (Nikon) Sensorgröße an. Als Beispiel haben die Gehäuse der Canon 7D und 70D einen Sensor der Größe von 22,2 x 14,9 mm. Ein Teleobjektiv von 400 mm wirkt daran wie ein 650 mm-Objektiv. Vom Gewicht her lässt sich damit gerade noch aus (ruhiger!) freier Hand fotografieren. Nun gibt es ja auch weitere, freie Objektivhersteller, die gute und weniger gute Objektive für Spiegelreflexkameras bauen. Dazu sollten Sie eine Empfehlung beherzigen: Kaufen Sie niemals die Katze im Sack. Lassen Sie sich nicht durch noch so schöne Werbung mit asphärischen Linsensystemen oder durch (vielleicht vom Hersteller gesponserte) Testberichte zu sehr beeindrucken. Vereinbaren Sie beim Kauf die mögliche Rückgabe gegen Rückgeld innerhalb einer bestimmten Frist. Bei Internetkäufen wird ein Rückgaberecht innerhalb von 2 Wochen eingeräumt. Machen Sie zu Hause in Ruhe eine Serie Testaufnahmen, und entscheiden Sie sich erst ob Sie das Objektiv kaufen, wenn Sie die Digitalbilder genau geprüft haben. Das Spektiv als Supertele? Beobachten Sie vielleicht intensiver die Vogelwelt und haben sich dazu ein gutes Spektiv zugelegt? Dann lohnt sich zumindest der Versuch, durch dieses stark vergrößernde Fernrohr zu fotografieren. Erforderlich ist dazu ein Smartphone oder eine der kleinen digitalen Kompaktkameras mit kleinem Objektivdurchmesser, denn das Objektiv muss dicht ans Okular heran.
Sie können sich erkundigen, ob der Spektivhersteller fertige Kameraanschlüsse liefert, wie die zu handhaben sind und was sie kosten. Zeiss hatte zeitweise sogar ein Okular mit eingebauter Digitalkamera im Programm. Immer wieder kommen neue Konstruktionen auf den Markt. Mit etwas handwerklichem Geschick kann man auch selbst einen einfachen Adapter mit einem Ring um das Objektiv herum bauen. Der Wechsel Beobachten/Fotografieren geht dann relativ schnell durch Einstecken der Kamera mit dem Ring in den Okulartubus. Bei Panasonic FS16 mit Tele-Einstellung 3x und Okular 30x komme ich auf rund 2,5 m Brennweite. Das hört sich gut an - aber bei dem kleinen Bildwinkel muss man das Objekt erst mal finden. Dann muss das Spektiv scharf eingestellt werden, bevor die Kamera angesetzt wird. Der Autofocus kann nur die letzte Feineinstellung übernehmen. Hoffentlich ist jetzt der Vogel noch da. Bei flimmernder Luft ist auf einige Entfernung trotzdem kein scharfes Bild zu bekommen. Hinzu kommt, dass die Lichtstärke gering ist und mit höher eingestellter Okularvergrößerung noch abnimmt. Also werden die Belichtungszeiten entsprechend lang. Wenn Sie Glück haben, setzt der Wind den Aufbau nicht ins Schwingen. Ach ja - einen Drahtauslöseranschluss werden Sie auch noch basteln müssen, wenn Ihre Kamera keinen hat. Ich will die Schwierigkeiten nicht übertreiben, aber Sie sollten erkennen, dass ein Spektiv kein Ersatz für ein Teleobjektiv ist, aber eine interessante Ergänzung sein kann. *) Brennweiten bezogen auf Kleinbildformat 24 x 36 mm Text und Bilder: Dieter Ackermann, AGON, im Nov. 2006, Nov.2010, März 2012, Okt. 2013, Jan. 2015, Mai 2015, Feb.2016 Lesen Sie weiter: Vögel fotografieren Teil 2 |