Steinkauz und Schleiereule |
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Steinkauz und Schleiereule im Meßtischblatt 4511
Schwerte
Seit 1983 werden im Meßtischblatt 4511 Schwerte (s.
Abb. 5.1) auf einer Fläche von 125 qkm, systematisch die Bestände
von Schleiereule und Steinkauz durch die AGON erfaßt und betreut. Zu diesem
Zweck wurden in den rückliegenden Jahren zahlreiche Spezialnistkästen
für beide Arten in geeigneten Lebensräumen angebracht. An der Betreuung
d.h. Reparatur, Reinigung, Neuanlage und Auswechslung beteiligen sich viele
AGON Mitarbeiter, die Kontrolle der Bruten wird von mir und teilweise von R.
Wohlgemuth durchgeführt. Den Bau der teilweise sehr großen Nistkästen
wird von AGON Mitarbeitern unter der Leitung von K. Staedtler in unserer Werkstatt
in Villigst durchgeführt. Ohne diese Mitarbeit aller AGON Mitglieder (d.h.
Bau und Montage der Kästen) könnten diese Arbeiten über diesen
langen Zeitraum kaum durchgeführt werden. Da beide Arten Kulturfolger sind,
leben sie immer in der Nähe des Menschen und nutzen bei uns überwiegend
landwirtschaftliche Betriebe mit ihren vielen Gebäuden, den schon seltenen
Obstwiesen und Viehweiden. Ohne die Mithilfe der Landwirte, die uns alle bei
unserer Arbeit unterstützen, wären Schleiereule und Steinkauz wahrscheinlich
bis auf kleine Restbestände zurückgegangen. Mein Dank gilt unseren
Landwirten und Hofbesitzern die sich ohne zu zögern Schleiereulenkisten
bis zu fast 2 m Größe in ihre Scheunen, Ställe und Dachböden haben
einbauen lassen. Wo keine Einflugöffnungen für die Eulen vorhanden
sind, müssen auch schon mal Wände durchbrochen oder Holzgiebel geöffnet
werden.
Nur durch diese Mithilfe kann seitdem die Entwicklung der
Bestände dieser beiden Eulenarten im Schwerter Raum fast lückenlos
nachgewiesen werden.
Hier geht es zu den Daten und Zählungen
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Steinkauz (Athene noctua)
Für den Steinkauz wurde 1993 ein Gesamtbestand
von 4.500 Paare in NRW geschätzt. Der Verbreitungsschwerpunkt in
Deutschland liegt in NRW (Niedersachsen ca. 600 Paare, Hessen 500 Paare),und
ist in Kontakt mit der Niederländischen Steinkauzpopulation von ca.
8.000-12.000 Paare. Im Münsterland erreicht der Steinkauz eine sehr
hohe Siedlungsdichte von teilweise 80-130 Paaren pro Meßtischblatt,
z.B. in Bocholt oder Delbrück. Im hügeligen Gelände von
Sauer-, Siegerland, Bergische Land, Nordeifel und Ostwestfalen fehlt der
Steinkauz fast vollständig. Als "Tieflandvogel" hat der
Steinkauz auch im Schwerter Bereich seinen Schwerpunkt im flachen Land
des Ruhrtales und der Hengser Heide.
Wie schon im ersten Heft "Natur in Schwerte"
von 1989 dargelegt, braucht der Steinkauz nur ein verhältnismäßig
kleines Revier, aber mit bestimmten Strukturen, um leben zu können.
Höhlenreiche Obstwiesen und Kopfbäume als Brutbiotope sind neben
Dauergrünland als Jagdgebiet die entscheidenden Faktoren für
eine Steinkauzbrut. Wie wenig ein Steinkauz zum Überleben braucht
zeigt die Ausstattung einiger Schwerter Steinkauzreviere. Selbst Viehweiden
mit nur einem Baum mit einer Bruthöhle oder einem Nistkasten werden
vom Steinkauz bei uns belegt, wenn genug Nahrung vorhanden ist. Diese
Reviere sind aber auch ein Hinweis auf fehlende Lebensräume.
Leider hat sich die Tendenz der Umwandlung von Dauergrünland
in Ackerflächen auch in den letzten 10 Jahren fortgesetzt. Zusätzlich
verschwinden immer mehr Obstbäume an Bauernhöfen durch Abholzung,
Zerstörung durch Pferdehaltung und fehlende Pflege. Zwar sind in
den letzten 10-15 Jahren viele neue Obstbäume und Kopfbäume
gepflanzt worden, bis diese aber als Brutplatz für den Steinkauz
genutzt werden können, vergehen noch viele Jahre. Die AGON muß
deswegen auch weiterhin sich intensiv dem Schutz des Steinkauzes widmen.
Durch unsere Schutzmaßnahmen konnte sich der Steinkauz
auf einen Brutbestand von ca. 20-25 Brutpaare stabilisieren. Insgesamt
wurden seit 1985 274 Steinkauzbruten mit 951 Eiern kontrolliert. Aus diesen
Bruten flogen 722 junge Steinkäuze (ca. 76%) aus. Von diesen 274
Bruten waren 24 Gelege komplett unbefruchtet (fast 9%), zusätzlich
verschwanden 6 Gelege vollständig und 12 Gelege wurden aufgegeben.
Im Schnitt waren es pro Brut 3,47 Eier mit durchschnittlich 2,6 ausgeflogenen
Jungen. Einige brutbiologische Daten zeigt auch die folgende Tabelle:
Auffallend am Steinkauzbestand im Schwerter Raum sind
die häufigen Wechsel der Brutreviere. Ständig besetzte Reviere
über einen längeren Zeitraum gibt es nur sehr wenige. Über
den gesamten Zeitraum von 14 Jahren waren jeweils nur ein Revier in Garenfeld
und ein Revier in Holzwickede-Hengsen belegt. Insgesamt wurden 58 Reviere
mindestens einmal zur Brut genutzt. Den größten Anteil zeigt
die dreimalige Belegung in 14 Revieren. Im Durchschnitt wurde im Beobachtungszeitraum
jedes Revier nur 2,5 mal belegt. Da wir keine Beringung durchführen,
kann zu den Gründen für diese häufigen Revierwechsel wenig
gesagt werden. Zerstörung durch den Menschen wie Landverbrauch, Obstwiesenvernichtung
oder Grünlandumbruch, wurden hierbei schon ausgefiltert. Da der Steinkauz
sehr standorttreu ist, wird die hohe Sterblichkeitsrate ein wichtiger
Grund sein. Anhand eines beringten Steinkauzweibchens konnte eine Revierbelegung
von 1996 bis 1998 nachgewiesen werden. Bisher konnten 6 beringte Steinkäuze
im Untersuchungsgebiet festgestellt werden, die alle im Raum Hamm / Soest
beringt wurden. Davon brüteten 5 Exemplare nur einmal in Schwerte
und waren danach als Brutvogel verschwunden. Von diesen 6 Steinkäuzen
waren nur 2 Exemplare älter als 1 Jahr (zwei- und vierjährig).
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Schleiereule (Tyto alba)
Wie der Steinkauz ist auch die Schleiereule ein "Tieflandvogel"
und besiedelt daher nur sporadisch und in günstigen Jahren in NRW
die Mittelgebirgslagen. Der Schleiereulenbestand in NRW belief sich 1987
auf geschätzt ca. 700 Brutpaare und stieg bis 1993 auf ca. 2.500
Brutpaare an. Die höchste Siedlungsdichte erreichte der Bestand 1993
in der Stadt Hamm, Kreis Soest und Kreis Unna mit 25-30 Brutpaaren pro
Meßtischblatt. Diese positive Entwicklung wird zurückgeführt
auf die milden Winter 1988/89 und 1989/90 sowie vor allem auf ein recht
hohes Nahrungsangebot infolge von Feldmaus-Massenvermehrungen in den warmen
und trockenen Sommer der vorangegangenen Jahre. Eine wesentliche Rolle
haben sicher auch die Schutzmaßnahmen vieler ehrenamtlicher Eulenschützer
gespielt, die in den letzten Jahren viele neue Brutmöglichkeiten
geschaffen haben.
Auch im Schwerter Raum wurden durch die AGON von 1979
bis heute fast 100 Brutmöglichkeiten für die Schleiereulen gebaut,
angebracht und betreut. Anhand der nachfolgenden Tabelle kann man die
Entwicklung des Schleiereulenbestandes erkennen.
Zu Beginn der Arbeit 1979 war in Schwerte nur ein Brutpaar
bekannt, bis 1984 stieg der Bestand auf 11 Brutpaare, brach im Winter
1984/85 total zusammen und stieg danach langsam aber stetig (mit kleinen
Rückschlägen) auf höchstens 33 Brutpaare 1996 an. Seitdem
ist der Bestand wieder leicht rückläufig, bedingt durch die
letzten kalten Frühjahre und Sommer mit wenig Mäusen. In Normaljahren
brüten Schleiereulen im April/Mai und schaffen manchmal noch bei
günstigem Nahrungsangebot eine zweite Brut. In "schlechten"
Jahren brüten Schleiereulen teilweise sehr spät, der Brutbeginn
zieht sich dann vom April bis September hin, selbst Winterbruten sind
möglich, wie in Hengsen, als im Dezember 1995 ein Paar zu brüten
begann. Bei einer 3monatigen Brutdauer vom ersten Ei bis zum Ausfliegen
der Jungen, haben diese es sehr schwer, den ersten Winter zu überstehen.
In den letzten beiden Jahren waren das Frühjahr und der Sommer sehr
naß, deswegen schritten die Schleiereulen erst spät im Juni/Juli
zur Brut, viele Paare brüteten gar nicht.
Die Schleiereule hat sich in Schwerte in den letzten
Jahren wieder auf einen Brutbestand von 20-30 Brutpaaren stabilisiert.
In den 18 Jahren wurden im Beobachtungsgebiet insgesamt 1089 Schleiereulen
flügge, davon allein im Spitzenjahr 1993 184 Junge von 26 Paaren.
Die selbständigen Jungen verlassen natürlich ihren Brutort und
müssen sich ein neues freies Revier suchen und zeigen hierbei eine
große Beweglichkeit. In der Regel verstreichen sie weniger als 50
km, es können aber auch Strecken über 1000 km zurückgelegt
werden. Der Brutbestand erhält sich also durch Austausch des Nachwuchses.
In Schwerte selbst konnten wir eine beringte Schleiereule aus Rinteln
(135 km) und ein Exemplar aus Bockum-Hövel (27 km) feststellen.
Die höchste Brutpaaranzahl konnte 1996 mit 33 Brutpaaren
festgestellt werden. Da die Schleiereule in guten Jahren auch zweimal
brütet, konnten schon Brutpaare mit 15 Jungen in einem Jahr registriert
werden. Zweitbruten traten 1990, 1993, 1995, 1996 und 1998 auf. Abb. 5.7
zeigt die Gesamtübersicht der Entwicklung der Steinkauz- und Schleiereulenbestände
im MTB 4511 Schwerte.
Die von uns gewonnenen Daten von Greifvögeln und
Eulen fließen in ein europaweites Monitoringprogramm der Universität
Halle (Saale) ein und werden dort ausgewertet und veröffentlicht.
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Wolfgang Pitzer
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