Diaprojektoren und Überblendung  

Diaprojektoren

Bei der atembraubenden Entwicklung der Digitalfotografie wird das Fotografieren auf Diafilm sehr bald nur noch etwas für besondere Liebhaber dieser Technik sein - so wie wir es bei der Schwarzweiß-Fotografie erlebt haben. So wird die Auswahl an Diaprojektoren und Zubehör immer überschaubarer werden. Steht man vor dem Kauf eines Projektors, sollte man sich zuvor darüber klar werden, was man damit im Schilde führt. Wollen Sie ihre Naturaufnahmen nur Ihren Freunden im Wohnzimmer zeigen, oder denken Sie daran, die Bilder später vielleicht in einem größeren Saal vorzuführen? Planen Sie eventuell in Zukunft eine Erweiterung auf Überblendprojektion? Dazu hier ein paar Tipps:

Diaprojektor

  • Objektiv:

    Edelprojektoren arbeiten mit Rundmagazin und automatischem Wechsel bei Ausfall der Lampe.

    Sparen Sie nicht am Objektiv! Normalbrennweite für Kleinbildprojektoren ist 90 mm. Achten Sie darauf, dass Sie für größere Projektionsabstände ein 150 mm Objektiv nachkaufen können. Mit diesen beiden Brennweiten kommt man eigentlich überall zurecht.
  • Projektionslampe:
    Fürs Wohnzimmer reichen 150 Watt Lampenleistung, größere Säle erfordern aber mindestens 250 Watt. Für übergroße Projektionswände gibt es Kleinbildprojektoren mit 300 oder gar 400 Watt. Die sind dann in der Regel auch mit automatischem Lampenwechsel ausgestattet. Brennt die Projektionslampe durch, schwenkt ein Spiegel um, und die Ersatzlampe schaltet sich ein. Diese Projektoren arbeiten meist nach dem Fallschacht-Prinzip mit Rundmagazinen. Damit wird jedes Dia auf den Zehntelmillimeter in die gleiche Position gebracht, was für Panorama-Projektionen mit mehreren Projektoren wichtig ist. So viel Technik hat natürlich ihren Preis, vor allem weil nur verhältnismäßig wenige dieser Geräte verkauft werden. Vorschlag: 250 W Lampe.
  • Autofocus mit Handeingriff:
    Natürlich haben heute alle Projektoren eine automatische Scharfstellung. Zu empfehlen ist aber die Möglichkeit des Handeingriffs von der Fernbedienung aus. Das braucht man nicht nur für die bunte Mischung von geglasten und ungeglasten Dias. Manche Filmstreifen haben Beulen, und genau dort ist das wichtige Detail. Nach einer halben Stunde ist der Projektor richtig warm, die Kunststoffteile dehnen sich - und die Bilder erscheinen vielleicht leicht unscharf. Beim Betätigen der Handfocussierung sollte sich die Betriebsart automatisch auf "Hand" umstellen bis zum nächsten Diawechsel. Weniger praktisch ist ein Wahlschalter "Auto"/"Hand". Die Diaprojektion kann ihre Stärke, nämlich die hohe Auflösung gegenüber dem Beamer nur dann voll ausspielen, wenn die Bilder gestochen scharf auf die Leinwand kommen.
  • Eignung für Überblendprojektion:
    Vielleicht wollen Sie später noch einen zweiten Projektor dazu kaufen und auf Überblendung umsteigen. Dann sollten Sie beim Kauf des ersten Projektors gleich einen mit eingebautem oder ansteckbarem Triac kaufen. Der Triac ist ein kleiner Halbleiter wie man ihn auch in Dimmern findet. Bei angeschlossenem Steuergerät fährt er die Helligkeit der Projektionslampe auf- oder abwärts. Ohne Steuergerät wird er so geschaltet, dass er den vollen Lampenstrom durchlässt.

Überblendprojektion

Die Überblendprojektion erfordert leider einen höheren Geräteaufwand und (mit Ausnahme Rollei) mehr Zeit für Auf- und Abbau. Sie schont aber die Augen und das Aufnahmevermögen Ihrer Zuschauer. Bei Einzelprojektion sollten Sie es bei 130 Dias bewenden lassen, mit Überblendung können Sie Ihren Gästen auch 200 Bilder zumuten. Es gibt Experten, die Ihnen mit 5 Projektoren auch 800 Dias in eineinhalb Stunden auf die Leinwand hauen. Ob das sein muss?

Doppelprojektor

Alles in einem Gehäuse hat der Rollei-Projektor - jetzt auch mit 250 W Lampen.

Am einfachsten haben Sie es, wenn Sie diesen Projektor von Rollei mit eingebauter Steuerung kaufen. Seit es ihn auch mit 250 W Lampen gibt, ist er eine echte Alternative zu zwei Einzelprojektoren. Praktisch ist vor allen Dingen, dass Sie die Dias nicht auf zwei Magazine verteilen müssen und dass Auf- und Abbau vergleichsweise schnell vonstatten gehen. Eine Infrarot-Fernsteuerung ist gleich dabei. Ob sie auch für größere Säle reicht, müssten Sie ausprobieren.

Einzelprojektoren
Im Grunde ist jeder Projektor geeignet, er muss nur einen Triac zur Lampensteuerung haben. Darin steckt ein Vorteil: Falls ein Projektor das Zeitliche segnet, können Sie ein neueres Modell nachkaufen. Es muss nur den gleichen Triac und die Steckbuchse fürs Steuergerät haben. Beim Rollei wäre der Schaden vielleicht zwei oder dreimal so hoch. Fernbedienungsbuchse für Diawechsel und Handfocussierung sollten selbstverständlich daran sein. Ich habe mir meinen alten soliden Agfa-Projektor nachträglich mit Triac und Buchse ausgerüstet. Nach einer Pleite mit ausgefallenem Projektor vor voll besetztem Saal habe ich ihn nun bei Diavorträgen meistens als stille Reserve dabei.

Steuergeräte
Vom Handschieber bis zur computergestützten Anlage für 20 Projektoren einschließlich soundsoviel Tonkanälen reicht das Angebot. Braucht man das? Es ist, wie so oft, eine Frage des Geldes, das man investieren will und dessen, was man überhaupt vor hat.

  • Handsteuergerät
    Überblendprojektion mit zwei einzelnen Projektoren.Auf dem Tisch rechts das Automatiksteuergerät, davor eine Funk-Fernbedienung. Auf dem oberen Projektor der 8-Kanal-Empfänger dazu. Links vorn ein Sender für den synchron zum Bild zu startenden Ton.

    Ob hier wohl einer übertrieben hat?

     

    Computergestützte Steuergeräte sind komfortabel in der Anwendung. Man sollte aber den Aufwand nicht unterschätzen, die vielen Dias einzuscannen und alles einzuprogrammieren. Beispiel: Stumpfl.

    Eigentlich sollte dieses einfachste und auch billigste Gerät für den Anfang reichen. Die Bedienung ist einfach: Bewegt man einen Schieber von einem zum anderen Ende, wird der eine Projektor dunkel und der andere hell. Die Langsamkeit der Bewegung steuert gleichzeitig die Überblendzeit. Man darf nur nicht vergessen, den Diawechseltaster am jeweiligen Ende zu drücken. Das scheint einfach zu sein - aber denken Sie daran, dass Sie das im vollen Redefluss tun müssen. Die Erfahrung zeigt etwas anderes. Statt des nächsten Dias erscheint das vorige noch einmal. Schieber zurück - Taster drücken - entschuldigen - und der Redefaden ist gerissen. Passiert das zwanzigmal im Vortrag, sind alle genervt, der Vortragende eingeschlossen.
  • Automatiksteuergeräte
    Bedienungsfreundlicher sind diese Geräte, wenn sie einen Fernbedienungstaster mit fest programmierten Überblendzeiten haben. Im Klartext: Taster 1 = harte Überblendung, Taster 2 = 2,5 Sekunden, Taster 3... usw. Auf Taster 2, Ihre Normalüberblendung, kleben Sie mit Zweikomponentenkleber ein Kügelchen, das Sie im Dunkeln fühlen. Beim Druck auf einen Taster läuft die Überblendung vom einen zum anderen Projektor automatisch ab, und ebenso automatisch wird der Diawechsel beim dunklen Projektor generiert. Die Technik hemmt Ihren Redefluss nicht mehr. Vergewissern Sie sich vor dem Kauf
    - dass das Steuergerät zu Ihren Projektoren passt,
    - ob Sie ein Verlängerungskabel 10 - 15 m zwischen Steuergerät und Fernbedienung anschließen können,
    - ob Vorkehrungen für die Handfocussierung getroffen sind,
    - ob auch mal ein Diawechsel rückwärts von der Fernbedienung aus möglich ist ohne die Reihenfolge der Dias durcheinander zu bringen.
    Leider können sich manche Konstrukteure nicht vorstellen, was man zu einem Diavortrag wirklich braucht. Ich spreche da aus leidvoller Erfahrung, denn ich habe alles selbst nachrüsten müssen. Wer beim Elektronikunterricht nicht aufgepasst hat, muss sich dann leider nachträglich hineinknien oder mit den Unzulänglichkeiten leben.
  • Dia-AV-Recorder
    Automatiksteuergeräte bieten meist die Möglichkeit, einen Vierspur-Cassettenrecorder anzuschließen, der mit oder ohne Hintergrundmusik die Überblendimpulse aufzeichnet und später als Konserve abspielt. Die Tonqualität der Vierspurgeräte reißt aber niemanden vom Stuhl. Außerdem müssen Sie dann Ihre Rede dem Tempo des Cassettenrecorders anpassen, öfter "Pause" drücken oder gleich Ihren Kommentar auch auf den Recorder aufnehmen. Dann ist die Konserve komplett und Ihre Hörer können auch gleich vor dem Fernseher sitzen bleiben. Und stellen Sie sich den Aufwand vor, wenn Sie mal die eine oder andere Stelle in der Serie ändern wollen!
  • Computergestützte Steuergeräte
    Änderungen in einer Diaserie sind jedoch kein Problem, wenn Sie mit der neuen Generation computergestützter Steuergeräte arbeiten. Sie stellen die Diaserie auf dem PC mit passender Software zusammen, mit kurzen oder langen Überblendzeiten, mit oder ohne Vertonung. Überblendungen, Standzeiten der Dias und Ton (im MP3-Format) werden auf einem Speichermedium (z. B. Compact Flash-Card) festgehalten. So hat man also wieder die ungeliebte Konserve? Nicht unbedingt. Kurze automatisch ablaufende Sequenzen von vielleicht zwei bis drei Minuten Dauer gönnen Ihren Hörern und Ihnen eine kleine Erholungspause. Dann läuft der Vortrag von Ihnen gesteuert weiter bis Sie mit Druck auf den Taster nun nicht ein einzelnes Dia aufrufen sondern die nächste automatisch ablaufende kurze Serie. Eigentlich eine ideale Sache mit dem neudeutschen Namen "Speakers Support". Leider hat das Ganze einen kleinen Haken. Ein solches Steuergerät mit dem notwendigen Zubehör, das 2 oder 4 Projektoren im Griff hat, kostet etwa so viel wie ein kompletter PC. Wer damit nicht genug hat, kann mit mehreren gekoppelten Steuergeräten auch 8 oder mehr Projektoren ansteuern.

Projektionswand

Wenn Ihr Wohnzimmer den Projektionsabstand zulässt, kaufen Sie erst einmal eine 1,5 m x 1,5 m Wand aus einem Material, das in breitem Winkel zurückstrahlt, z.B. eine Perlmuttwand. Sogenannte Kristallperlwände strahlen zwar mehr Licht zurück, leider aber in einem viel zu engen Winkel. In Vortragssälen ist meist eine größere Projektionswand vorhanden. Profis unter den Vortragenden haben eigene große Projektionswände dabei. Ob sich die Mehrausgabe und der zeitliche Mehraufwand zum Aufstellen und Abbauen für Sie lohnt, müssen Sie entscheiden.

Dieter Ackermann

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