Wasservögel - Wintergäste zurück  

Wintergäste auf der Ruhr und Röllingwiese

Mit der Kälte, die in den nordischen Ländern und im Osten schon früher einsetzt als bei uns, besuchen uns eine ganze Reihe von Vogelarten, die wir sonst hier nicht oder nur ausnahmsweise zu sehen bekommen. Welche Arten das sind und wann sie beobachtet wurden, finden Sie meist tagesaktuell unter "Aktuelle Beobachtungen". Auf dieser Seite möchten wir Ihnen einige auffällige und im Winter leicht zu erkennende Arten vorstellen. Einige sind sind bei uns heimisch, bekommen aber im Winter Zuzug. Andere kamen als Wintergäste und sind als Brutvögel nun heimisch geworden. Kennen Sie unseren Beobachtungsstand Röllingwiese? Fernglas bitte nicht vergessen!

Balzende Pfeifenten auf der Wasserfläche der Röllingwiese. Alle Fotos dieser Seite AGON/Ackermann
Die Stockente ist zwar während des ganzen Jahres zu sehen, da sie bei uns brütet. Sie erreicht ihren höchsten Bestand aber meist erst im Dezember. Die Erpel sind leicht an ihren grün oder je nach Lichteinfall blau schillernden Köpfen zu erkennen. Die Weibchen sind dagegen schlicht braun gefleckt, tragen aber wie die Männchen einen blauen Flügelspiegel.
Die Krickente hat ihre höchsten Bestände bei uns von Oktober bis Februar. Im Sommer fehlt sie im Schwerter Ruhrtal. Sie ist die kleinste europäische Ente, der Größenunterschied zur Stockente ist auffällig. Der Kopf des Erpels ist kastanienbraun mit einem gebogenen grünen Fleck vom Augenbereich bis zum Hals. Hinten fällt ein dreieckiger gelber Fleck auf. Der Flügelspiegel ist hier grün. Das Weibchen ist so nett, ihn hier richtig vorzuzeigen.
Die Schnatterente war früher eine eher seltene Beobachtung. Erst seit der Jahrtausendwende kam sie regelmäßiger als Wintergast. Inzwischen brüten sogar einige Paare in den Binsenbülten der Röllingwiese. Das Männchen ist schlicht grau, auf dem Rücken eher braun und hinten schwarz. Brust und Flanken sind aber fein gewellt. Beide Geschlechter haben einen weißen Flügelspiegel.
Die Spießente ist ein eher seltener Wintergast, der aber nahrungsreiche, flache Gewässer zu schätzen weiß. Seit die Röllingwiese unter Wasser steht, beobachten wir sie hier regelmäßiger. Das Männchen ist unverkennbar mit seinem langen, spießartigen Schwanz und den weißen Streifen, die am Hinterkopf schmaler werdend nach oben laufen.
Die Löffelente ist eigentlich ein Nahrungsspezialist. Mit ihrem großen, einem Schuhanzieher ähnlichen Schnabel seiht sie die Wasseroberfläche nach Nahrung ab. Das sind im Sommer meist ins Wasser gefallene Insekten. Da im Winter aber so gut wie keine Insekten fliegen, muss die Löffelente sich dann ihre Nahrung wie alle anderen Gründelenten vom Gewässergrund holen.
Die Reiherente hat ihren Namen von dem Federbüschel, das wie beim Reiher vom Hinterkopf herabhängt. Die kontrastreich gefärbten Erpel fallen schon von weitem auf. Die Weibchen sind dagegen dunkel graubraun ohne die weißen Seiten. Seit den sechziger Jahren ist die Reiherente Brutvogel bei uns. Ab August kommen aber viele nicht bei uns brütende Exemplare dazu. Im Gegensatz zu den oben genannten beiden Gründelenten taucht sie bei der Nahrungsaufnahme zum Gewässergrund.
Die Tafelente gehört wie auch die folgende Entenart ebenfalls zu den Tauchenten. Sie brütet nicht bei uns und hat ihre höchsten Winterbestände von November bis Februar. Leider mussten wir in den letzten Wintern einen Rückgang dieser schönen Entenart bei uns feststellen. Der Kopf ist kastanienbraun, der Rücken hellgrau und die Brust dunkelgrau. Die Weibchen sind unscheinbar graubraun gefärbt und etwas heller als Reiherentenweibchen. Tafelerpel (Foto AGON/Ackermann)
Die Schellente kommt erst zu uns, wenn es im Osten und Norden richtig kalt wird. Dort brütet sie in der wärmeren Jahreszeit in ehemaligen Schwarzspechthöhlen oder in extra zu dem Zweck aufgehängten höhlenförmigen Brutkörben. Zum Ausgang des Winters kann man manchmal schon die Balz der Männchen mit ruckweise hochgerecktem Kopf beobachten. Der Flügelspiegel ist weiß, die Männchen haben einen eiförmigen weißen Fleck am Schnabelansatz.
Die Graugans kam viele Jahre nur im Winter. Dabei ist sie eigentlich ein heimischer Vogel, wenn auch mit deutschem Verbreitungsschwerpunkt östlich der Elbe und in Schleswig-Holstein. Doch dann kam es zu einigen gelungenen Einbürgerungen: 1972/73 wurden 8 Vögel im Teichgebiet Hausdülmen ausgesetzt, außerdem wurden Graugänse am Dümmer angesiedelt. Vor allem von diesen Zentren aus verbreiteten sich die Vögel ziemlich rasch, so dass die Graugans schon in den 1980er Jahren an Ruhr und Lippe wieder regelmäßiger anzutreffen war. Am 16. April 1989 notierte W. Pitzer/AGON: 14 Graugänse mit 6 Jungen am Geiseckesee. Nun brütet sie regelmäßig bei uns.
Die Kanadagans ist für die einen eine Bereicherung unserer Wasservogelwelt, für die anderen einfach ein Beschmutzer der Liegewiesen. Sie wanderte etwa zeitgleich mit der Graugans ein. Allerdings ist diese große, nordamerikanische Art in unserem Land nie heimisch gewesen. Sie wurde in den 1930er Jahren und danach in Schweden, England und Deutschland ausgesetzt, fühlt sich hier wohl und bekommt in jedem Jahre viele Junge.
Die Nilgans. Wer um die Mitte der 1990er Jahre eine Nilgans sehen wollte, fuhr am besten nach Holland, wo offenbar einige aus der Zucht entkommen sind. Ihr eigentliches Herkunftsgebiet ist der mittlere Nil. Erst ab dem Winterhalbjahr 1997/98 kamen Nilgänse mit immer größerer Regelmäßigkeit bei den Wasservogelzählungen an der Ruhr und am Geiseckesee zur Beobachtung. Inzwischen gehören sie zu den häufigsten hier brütenden Gänsen.
Die Rostgans. Auch die eingewanderten Rostgänse stammen mit ziemlicher Sicherheit von Vögeln ab, die aus menschlicher Obhut entflohen sind. Die ursprünglichen Brutgebiete liegen in Asien bis zu einzelnen kleineren Brutvorkommen in Nordafrika. Mit ihrem rostroten Federkleid war sie aber seit langem in Parks und zoologischen Gärten ein beliebter Ziervogel. In Schwerte taucht die Rostgans ab 2006 mit einer gewissen Regelmäßigkeit auf. Im Juni 2008 kam dann die Überraschung. W. Pitzer stieß bei der Kontrolle von Schleiereulenbrutplätzen gleich an zwei Stellen auf junge Rostgänse.
Der Haubentaucher gehört nicht zu den Enten sondern zu den Lappentauchern. Das heißt, die Zehen sind nicht durch Schwimmhäute miteinander verbunden; jeder Zeh hat eigene Zehenlappen. Haubentaucher erbeuten tauchend kleine Fische. Sie meiden den festen Boden, stellen sich auch nicht wie Enten aufs Eis. Obwohl uns viele Haubentaucher im Winter verlassen, gehören sie doch zu den besonders auffälligen Wasservögeln. Der Federschopf ist im Winter nur andeutungsweise zu erkennen. Haubentaucher (Foto AGON/Ackermann)
Der Zwergtaucher ist der kleine Verwandte des Haubentauchers. Wie dieser brütet auch der Zwergtaucher in geringer Zahl bei uns und ernährt sich von Fischen. Dieser kleine rundliche Taucher ist mit anderen Wasservögeln nicht zu verwechseln. Im Gegensatz zum Haubentaucher überwintert er bei uns mit einem Maximum von Oktober bis Februar. Im Winter ist er schlicht graubraun.
Gänsesäger sind typische Wintergäste bei uns. Sie kommen, wenn in ihren nördlichen und östlichen Heimatgebieten die Gewässer zufrieren. Ebenso schnell können sie uns wieder verlassen, sobald offenes Tauwetter eintritt. Die Männchen sind auffällig schwarzweiß gefärbt, die Weibchen haben einen braunen Kopf und grauen Rücken. Gänsesäger (Foto AGON/Ackermann)
Die Zwergsäger sind deutlich kleiner als die Gänse- und Mittelsäger. Sie kommen längst nicht in jedem Winter zu uns - und wenn, dann sind es meist Weibchen. Das Männchen mit seinem schmalen Federschopf, den es wie eine Punkerfrisur trägt, sieht man nur hin und wieder auf dem Geiseckesee oder der Ruhr.

Dieter Ackermann